10 Jahre «Aus der Region. Für die Region.»: Das Gute wächst ganz nah
Ein Label schreibt Erfolgsgeschichte. Vor zehn Jahren wurde «Aus der Region. Für die Region.» in der Zentralschweiz lanciert und sorgt heute dafür, dass die Migros in Sachen lokale und regionale Produkte schweizweit die Nummer eins ist. Seit 2009 gehört das Konzept zur nationalen Migros-Strategie.
Es sieht aus, als hätte man einen grünen, hochflorigen Teppich ausgerollt: In der Gemüsegärtnerei Schmied, im freiburgischen Ried bei Kerzers, wächst Nüsslisalat dicht an dicht. 4 Millionen Setzlinge pflanzen die beiden Patrons Dominic und Olivier Schmied jedes Jahr zwischen November und April an – und ernten insgesamt 50 Tonnen Salat. Für die Migros, für das Label «Aus der Region. Für die Region», kurz AdR.
Begonnen hat die Produktion für die Detailhändlerin im Jahr 2005, als die Brüder den Betrieb von ihrem Vater übernahmen. Seither hat man im Betrieb ein «sukzessives Wachstum verzeichnen können», wie Olivier Schmied sagt. «Mit den regionalen Produkten, die die Migros in ihrem Sortiment führt, fördert sie die heimische Landwirtschaft.» Der Personalbestand hat sich von 6 auf 12 Leute verdoppelt, seit zwei Jahren arbeitet erstmals ein Lernender auf dem Betrieb und 2009 wurde neben dem bestehenden ein zusätzliches Gewächshaus gebaut. 18 Hektaren misst die Gemüsegärtnerei, Gewächshäuser inklusive. Darin, auf 2.4 Hektaren, wachsen im Winter Nüsslisalat und im Sommer Tomaten und Gurken. Im Freiland werden Kopfsalat, Eisbergsalat und Schnittsalat angepflanzt. Dazu kommen Lagergemüse wie Lauch, Chinakohl und Cicorino.
Regionalisierung anstatt Globalisierung
«Aus der Region. Für die Region», das Label, das für Produkte steht, die dort angebaut und geerntet werden, wo die Konsumentinnen und Konsumenten leben, feierte 2009 das zehn- jährige Jubiläum. Entstanden ist es in der Zentralschweiz, zu einer Zeit, als Lebens-mittelskandale wie BSE von sich reden machten und alle Welt von Globalisierung
und internationalen Einkäufen sprach. Die Genossenschaft Migros Luzern beschloss, einen Gegentrend zu setzen – die Regionalisierung. Und dafür ein Label zu schaffen, mit dem Produkte aus der Region ausgezeichnet werden können. «Das Label steht für Frische, für kurze Transportwege und für Lebensmittelsicherheit», sagt Michel Reber, Leiter Marketing Kommunikation in der Genossenschaft Migros Luzern und «AdRler» der ersten Stunde. «Die Landwirte und Produzenten, die uns beliefern, müssen alle die Mindeststandards des Ökolabels IP-Suisse erfüllen.» Und spätestens ab Mitte 2010 haben die Früchte-, Gemüse- und Blumenproduzenten mit SwissGAP – GAP steht dabei für gute Agrarpraxis – noch ein weiteres Zertifikat vorzuweisen.
Pflege der Zusammenarbeit
«Nebst dem Einstehen für Ökologie und Lebensmittelsicherheit macht AdR aber auch sichtbar, was bei der Migros bereits seit langem Bestand hat: die Zusammenarbeit mit Produzentinnen und Produzenten aus der Region», sagt Reber. «Wir arbeiten teilweise seit 40 Jahren und über Generationen hinweg mit den gleichen Familien zusammen. Ende Jahr werden jeweils gemeinsam die Anbaumengen für das kommende Jahr definiert. Menschen geschäften mit Menschen.»
Wachsender Erfolg
Die guten Zahlen, die die Luzerner Jahr für Jahr mit AdR-Produkten schrieben – 2009 betrug ihr Anteil 13 % oder rund 110 Millionen CHF des Food-Umsatzes –, machten Eindruck. Und so erweiterten auch die Genossenschaften Basel, Wallis, Ostschweiz, Aare, Waadt und Zürich ihr Sortiment um Produkte aus der Region. Und seit 2009, pünktlich zum 10-Jahr-Jubiläum, ist das Label Bestandteil der nationalen Migros-Strategie. Produkte aus der Region stehen nun bei allen Genossenschaften im Regal.
Nachhaltige Produktion
In der Gemüsegärtnerei Schmied gibt der Anbau des AdR-Gemüses alle Hände voll zu tun. Geerntet wird ausschliesslich von Hand, der Nüsslisalat sogar kniend, in einer Haltung, bei der allein schon vom Zusehen Knie und Rücken zu schmerzen beginnen. Laut Dominic Schmied «sieht das anstrengender aus, als es ist. Die Arbeitshosen sind mit dicken Kniepolstern gefüttert und nach ein paar Stunden hat man sich an die Haltung gewöhnt.»
Das Tagwerk in der Gemüsegärtnerei beginnt morgens um halb sieben, sommers wie winters. Im Sommer steht am Vormittag Ernten auf dem Programm und am Nachmittag Pflanzenpflege und Anpflanzen, auch dies in Handarbeit. Im Winter wird am Vormittag Lagergemüse gerüstet und am Nachmittag Nüsslisalat geschnitten, gewogen, gewaschen, verpackt und zum Transport bereitgestellt. Und obwohl der Betrieb mit den grossen Gewächshäusern auf den ersten Blick einen ziemlich industriellen Eindruck vermittelt, gibt es nur wenige Gerätschaften, die die Arbeit erleichtern: eine Mini-Gemüsewaschanlage, eine Maschine, mit der nach der Ernte der Boden umgestochen und für die nächste Kultur bestellt wird, eine Sprinkleranlage für die Bewässerung und eine Setzmaschine für den Nüsslisalat. Knatternd und schnaubend setzt sie pro Stunde 10'000 Pflänzchen in schnurgeraden Reihen in die dunkle Erde.
Nüsslisalat den ganzen Winter über: Mögen ihn die Patrons überhaupt noch essen? «Oh ja, er ist nach wie vor unser Lieblingssalat», sagen beide wie aus einem Mund. Und Olivier Schmied ergänzt: «Ich bin überzeugt, dass mich seine vielen Vitamine gesund halten.»