Operative Ergebnisse
Das operative Ergebnis (EBIT vor Vorsorgeeffekt) der Migros-Gruppe 2009 von 1‘153.1 Mio. CHF liegt um 3.6 % oder 39.8 Mio. CHF über dem Vorjahreswert von 1‘113.3 Mio. CHF. Im Teilbereich Handels- und Industriegeschäft profitierten alle Strategischen Geschäftsfelder von einer höheren Produktivität. Die Produktivitätsfortschritte sind einerseits auf Ertragssicherungsprogramme zurückzuführen, die rechtzeitig im Herbst 2008 wegen der Finanzmarktkrise lanciert wurden. Andererseits sind sie den stetigen Prozess- und Strukturoptimierungen der Migros-Unternehmen zu verdanken. Das operative Ergebnis des Finanzdienstleistungsgeschäftes (EBIT vor Vorsorgeeffekt) konnte dank der deutlichen Erholung der Finanzmärkte gegenüber dem Vorjahr um 4.4 % auf 216.9 Mio. CHF gesteigert werden. Die Cost-Income-Ratio, das Verhältnis von Geschäftsaufwand zu Ertrag, erhöhte sich aufgrund von einmaligen Sonderkosten infolge eines Wechsels der Informatikplattform auf 55.6 % (Vorjahr 54.6 %).
Operatives Ergebnis des Handels- und Industriegeschäftes
Ergebnisse der Geschäftsbereiche im Handels- und Industriegeschäft
Ergebnis vor Finanzerfolg, Ertragssteuern und Vorsorgeeffekt | Veränderung zu Vorjahr in % |
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2009 Mio. CHF |
2008 (angepasst)1 Mio. CHF |
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Genossenschaftlicher Detailhandel | 514.7 | 532.6 | -3.4 % |
Handel | 156.4 | 98.7 | 58.5 % |
Industrie & Grosshandel | 218.1 | 186.5 | 16.9 % |
Reisen | -26.6 | 14.0 | -290.0 % |
Übrige | 73.3 | 61.2 | 19.8 % |
Eliminationen (innerhalb Handels- und Industriegeschäft) | - | 8.7 | -100.0 % |
Total Handels- und Industriegeschäft | 935.9 | 901.7 | 3.8 % |
1 Anpassung aufgrund der geänderten Vorgaben von IAS 38 betreffend die zeitliche Erfassung von Katalogkosten.
Die Optimierung der Wertschöpfungskette und der Strukturen ist ein steter Prozess. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden neben Ertragssicherungsprogrammen verschiedenste Massnahmen zur Optimierung initiiert, fortgeführt oder abgeschlossen:
In den beiden nationalen Verteilzentren sind die Aktivitäten der zentral bewirtschafteten Sortimente Food, Non-Food und Fachmärkte gebündelt. Durch diese Bündelung wurde auch die Basis für eine umfassende Mechanisierung der innerbetrieblichen Abläufe gelegt. Im Geschäftsjahr 2009 startete die Realisation vollautomatischer Kommissionierungsanlagen in den Bereichen Food und Tiefkühlsortimente mit dem Ziel, die Effizienz zu steigern und Schwerstarbeit zu eliminieren. In beiden Teilprojekten sind die Testanlagen operativ, die Inbetriebnahme ist für das Jahr 2011 geplant. Im vergangenen Jahr hat die Genossenschaft Ostschweiz in der Betriebszentrale ebenfalls je eine vollautomatische Kommissionierungsanlage für Früchte und Gemüse sowie für gekühlte Artikel realisiert. In der Bischofszell Nahrungsmittel AG wurde durch Bündelung der gekühlten Conveniencesortimente mit dem Projekt «Convenience Gate» ein vergleichbarer Schritt gemacht. Dank diesen Schritten kann die Dienstleistung an die Filialen stark verbessert werden. Bedarfsgerechtere Liefermengen führen zu frischerer Ware und weniger Verderb und die Bündelung führt zu weniger, dafür besser gefüllten Gebinden in der Logistik. Auch hier erlaubt die Mengenbündelung den Einsatz eines hoch mechanisierten, ergonomisch vorteilhaften Kommissionierungssystems.
Verschiedene Genossenschaften arbeiten stetig an systematischen Programmen, die zu einer weiteren Steigerung der Effizienz in der Leistungserbringung für den Kunden führen. So hat beispielsweise die Genossenschaft Luzern im Geschäftsjahr 2009 das Projekt «Lean» abgeschlossen. Lohnerhöhungen konnten mittels Prozessoptimierung absorbiert werden, ohne die Service- und Produktqualität abzubauen. Die Deckungsbeiträge je geleistete Stunde konnten deutlich gesteigert bzw. die Personalkosten pro Quadratmeter gesenkt werden.
Mit dem Projekt «Filialdatenfluss» werden die Schnittstellen zwischen den Kassen der regionalen Genossenschaften und den zentralen Migros Warenwirtschaftssystemen (Food/Near-Food und Non-Food, Frischesysteme, Systeme der Migros-Partner) überarbeitet und abgelöst. Mit dem Projekt wird die technologische Basis für den Datenfluss der nächsten 15 Jahre gelegt; Betriebskosten und -komplexität können gesenkt werden. Marketinganforderungen sind rascher und kostengünstiger umsetzbar. Mit dem Projekt «Supplier Collaboration House» wird die bestehende elektronische Anbindung von Lieferanten an die Warenwirtschaftssysteme der Migros um wichtige Elemente ergänzt. Bereits jetzt werden tagtäglich zehntausende Geschäftsdokumente (Bestellungen, Lieferscheine, Rechnungen, Lagerbestände, Abverkaufsdaten usw.) in elektronischer Form zwischen den IT-Systemen der Migros und denen der Lieferanten ausgetauscht (EDI – Electronic Data Interchange). Mit dem neuen «Supplier Net» stellen wir unseren Geschäftspartnern eine moderne Plattform im Internet zur Verfügung, über die sie einen direkten Zugriff auf Informationen und Applikationen der Migros erhalten. Damit wird die Transparenz über die Geschäftsprozesse erhöht und die Zusammenarbeit mit der Migros massgeblich unterstützt. Zusätzlich werden mit den Modulen «Lieferanten-Management», «Vertrags-Management» und «Produktinformations-Management» neue Systeme für eine umfassende, zentrale Verwaltung aller relevanten Informationen eingeführt, die auch unseren Geschäftspartnern als Informationsquelle zur Verfügung stehen werden.
Im Hinblick auf die Auswirkungen der Finanzkrise hat der überwiegende Teil der Detailhandelsunternehmen Ertragssicherungsprogramme durchgeführt. Besonders ausgeprägt waren diese Programme bei Globus und Hotelplan. Globus ist es dank dem Programm gelungen, den Bruttoertragsausfall aus leicht tieferem Umsatz und die höheren Fixkosten aus zusätzlichen Flächen zu kompensieren. Hotelplan ist es gelungen, die Gesamtkosten um 7.9 % zu senken. Zu diesem guten Ergebnis haben neben dem Ertragssicherungsprogramm auch die im Jahr 2008 eingeführte Holdingstruktur und Wechselkurseffekte beigetragen.
Effizienzprogramme, die Überprüfung und Vereinheitlichung von Prozessen, Ertragssicherungsmassnahmen, neue Strukturen und Abläufe – kurz: das nachhaltige Kostenmanagement – beeinflussen die Bruttomarge und die operativen Ergebnisse des Handels- und Industriegeschäftes positiv.
Verschiebungen der Ertragsanteile zwischen den einzelnen Unternehmen bewirken eine Veränderung der Bruttomarge. Das Segment Industrie & Grosshandel hat infolge Eigenproduktion eine grössere Bruttomarge als die übrigen Segmente. Die Segmente Genossenschaftlicher Detailhandel sowie Handel und Reisen haben wegen geringer oder fehlender Eigenproduktion kleinere Bruttomargen, dafür verhältnismässig auch weniger operative Aufwendungen. Effizienzsteigerungen und Verbesserungen im Einkauf des Warenhandels werden den Kunden in Form von Verkaufspreissenkungen weitergegeben. Die Weitergabe der Effizienzsteigerungen an die Kunden führt zu einer abnehmenden Bruttomarge. Aus dem sich jährlich ändernden Ertragsmix ergeben sich weitere kleinere Margenverschiebungen.
Das Ergebnis vor Finanzerfolg, Ertragssteuern und Vorsorgeeffekt konnte um 34.2 Mio. CHF gesteigert werden. Der anhaltende Preisdruck im Warenhandel und der Einfluss der Wechselkursverschlechterungen konnte aufgefangen werden. Prominent dazu beigetragen haben die Ende 2008 lancierten Ertragssicherungsprogramme, mit denen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise antizipiert wurden. Ein Teil der Einsparungen wurde über besseres Lieferantenmanagement erzielt: Der verstärkte Einsatz von Ausschreibungen, internationalen Auktionen, der Einbezug der Beschaffungskooperation und die Bündelung des Beschaffungsvolumens führten auch zu Einkaufspreisermässigungen. Die Teilentspannung an den Rohstoffmärkten hat Rohstoffpreissenkungen bewirkt. Die Vorteile aus der effizienteren Beschaffung und den tieferen Rohstoffpreisen wurden den Kunden grossmehrheitlich in Form von Preissenkungen weitergegeben. Die Negativteuerung im Genossenschaftlichen Detailhandel beläuft sich auf über 2 %. Die operativen Aufwendungen stiegen weniger stark an als der Ertrag. Der Personalaufwand, welcher neben den Löhnen auch die Arbeitgeberbeiträge an die Pensionskassen und andere Sozialleistungen beinhaltet, ist mit 19.9 % (Vorjahr 19.2 %) neben dem Warenaufwand der mit Abstand grösste Aufwandbereich der Erfolgsrechnung. Der Personalaufwand nimmt lediglich um 15.5 Mio. CHF zu, trotz über dem Branchendurchschnitt gewährten Lohnerhöhungen von 2.8 bis 3.3 %. Dies ist ein Resultat der sorgsamen und verbesserten Planung und des optimierten Einsatzes des Mitarbeiterbestandes. Die Investitionstätigkeit mit Gesamtinvestitionen im aktuellen Geschäftsjahr von 1.4 Mia. CHF (Vorjahr 1.6 Mia. CHF) bleibt auf sehr hohem Niveau. Sukzessive gleichen sich die Abschreibungen dem über die Jahre gestiegenen Investitionsvolumen an. Eingesetzt sind diese Investitionen vorwiegend bei den Genossenschaften und den Handelsunternehmen für neue, erweiterte und modernisierte Verkaufsstandorte und bei der Industrie für die Modernisierung und Kapazitätsausweitung der Produktionsanlagen.
Operatives Ergebnis des Finanzdienstleistungsgeschäftes
Im Finanzdienstleistungsgeschäft resultierte ein Ertrag aus Finanzdienstleistungen von 989.4 Mio. CHF, während sich der Aufwand für Finanzdienstleistungen auf 427.9 Mio. CHF belief. Der Nettoertrag aus dem Finanzdienstleistungsgeschäft verbesserte sich dank der markanten Erholung der Finanzmärkte von 504.1 Mio. CHF auf 561.5 Mio. CHF.
Das Zinsdifferenzgeschäft bildet weiterhin die wichtigste Ergebniskomponente im Finanzdienstleistungsgeschäft. Rund 87 % der Erträge wurden 2009 in diesem Bereich erarbeitet. Dank einer guten Refinanzierungsstruktur hat sich die Zinsmarge nur geringfügig verändert. So konnte der Nettoertrag aus dem Zinsengeschäft gegenüber dem Vorjahr um 2.6 % gesteigert werden.
Der Erfolg aus dem Kommissionsgeschäft litt unter der Zurückhaltung der Kunden im Anlagegeschäft, weshalb das Vorjahresergebnis um 5.8 Mio. CHF verfehlt wurde.
Die Erholung an den Aktien- und Obligationenmärkten führte dazu, dass die Migros Bank auf ihren eigenen Wertschriftenanlagen, welche primär als Liquiditätsreserven gehalten werden, Bewertungsgewinne verbuchen konnte. Zusammen mit den Fremdwährungsumrechnungsdifferenzen resultierte auf den Finanzanlagen ein Erfolg von 39.3 Mio. CHF, während im Vorjahr ein Verlust von 1.0 Mio. CHF ausgewiesen worden war.
Durch den laufenden Ausbau der Kundenberatungskapazitäten und die Expansion des Filialnetzes erhöhte sich der Personalbestand gegenüber dem Vorjahr um 28 auf 1‘290 Personaleinheiten. Andererseits bedingen die gestiegenen Anforderungen in den Beratungs- und Supportbereichen einen kontinuierlichen Trend zu noch qualifizierteren Mitarbeitenden. Verbunden mit Lohnanpassungen sowie projektbezogenen Personalkosten stieg der Personalaufwand insgesamt um 9.6 % auf 169.5 Mio. CHF.
Die Migros Bank hat per 3. November 2009 die Informatikplattform Finnova reibungslos und termingerecht in Betrieb genommen. Sie wickelt auf der neuen Plattform ihr gesamtes Bankgeschäft ab. Dank der neuen Plattform erwartet die Migros Bank markante Einsparungen bei den Informatikausgaben, welche pro Jahr deutlich im zweistelligen Millionenbereich liegen werden. Die gesamten Investitionen für das im September 2007 gestartete Projekt belaufen sich auf rund 100 Mio. CHF. Das Projektteam umfasste über 300 interne und externe Mitarbeitende. Die Einführung der Gesamtbanklösung Finnova ermöglicht es der Migros Bank, die Effizienz weiter zu steigern und das Angebot noch gezielter auf die Bedürfnisse der Kunden auszurichten.
Die einmaligen Sonderkosten schlugen sich in einer Zunahme des Anlagevermögens und in den anderen betrieblichen Aufwendungen um 21.2 % auf 156.6 Mio. CHF nieder.