Managementkommentare Migros-Gruppe
Operative Ergebnisse

Das operative Ergebnis (EBIT vor Vorsorgeffekt) der Migros-Gruppe von CHF 985.6 Mio. liegt um CHF 6.6 Mio. oder 0.7% über dem Vorjahreswert. Im Teilbereich Handels- und Industriegeschäft konnte das Ergebnis um CHF 57.8 Mio. auf CHF 745.3 Mio. (+8.4%) gesteigert werden.

Im Finanzdienstleistungsgeschäft reduzierte sich das operative Ergebnis um CHF 54.7 Mio. auf CHF 237.4 Mio., was nebst der Zinsentwicklung auf erhöhte Wertberichtigungen und einen tieferen Kommissionserfolg sowie Erfolg aus Finanzanlagen zurückzuführen ist.

Operatives Ergebnis des Handels- und Industriegeschäftes
 

Mio. CHFErgebnis vor Finanzerfolg, Ertragssteuern und VorsorgeeffektVeränderung zu Vorjahr
in %
20122011
Genossenschaftlicher Detailhandel565.5427.932.2
Handel13.963.4–78.1
Industrie & Grosshandel125.8185.7–32.3
Reisen–25.9–19.4–33.5
Übrige69.629.9132.8
Eliminationen (innerhalb Handels- und Industriegeschäft)–3.6
Total Handels- und Industriegeschäft745.3687.58.4

 


Effizienzprogramme, die Überprüfung und Vereinheitlichung von Prozessen, neue Strukturen und Abläufe – kurz das nachhaltige Kostenmanagement – beeinflussen die Bruttomarge und das operative Ergebnis des Handels- und Industriegeschäftes positiv. Neben den Effizienzprogrammen haben aber auch das Beschaffungsmanagement, die Rohstoffpreissituation und die Wechselkurse einen erheblichen Effekt auf die Bruttomarge und die operativen Resultate. Effizienzsteigerungen und Verbesserungen im Einkauf des Warenhandels werden den Kunden grossmehrheitlich in Form von Verkaufspreissenkungen weitergegeben.

Die Optimierung der Wertschöpfungskette und der Strukturen ist ein steter Prozess. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden im Strategischen Geschäftsfeld Genossenschaftlicher Detailhandel verschiedenste Massnahmen zur Optimierung initiiert, fortgeführt und abgeschlossen.

Die Migros Aare als grösste der zehn Genossenschaften bearbeitet die Herausforderungen in drei Richtungen. Die Fokussierung auf Wachstum, Effizienz und Führung trägt Früchte. Neben dem umsatzmässigen Wachstum hat sie gegenüber dem Hauptkonkurrenten Marktanteile gewonnen.

Mit dem Projekt «einfach besser» fokussiert sich die Migros Aare auf Wachstum und Effizienz. Der Verkaufswagen im Projektlogo steht stellvertretend für konsequente Kundenorientierung, einfach, übersichtlicher, klarer, weniger komplex. Der Kunde steht dabei im Mittelpunkt, immer und überall.

Mit «einfach besser» soll dank einer kundenzentrierten Transformation der Normen, Geschäftsmodelle, Führung, Prozesse und Strukturen die Organisation vereinfacht werden und ein substanzieller Mehrnutzen entstehen. Die Arbeiten wurden im Herbst 2012 mit sieben Projekten gestartet (Analysephase erstes Halbjahr 2013, gestaffelte Umsetzung ab zweitem Halbjahr). Der Fokus liegt dabei auf exzellenten Strukturen und Prozessen in der Betriebszentrale wie auch in den Filialen. Zudem sollen die Filialen den Kundenwünschen und einem Wohlfühlambiente entsprechen, ohne die Betriebskosten zu erhöhen.

Auf der Führungsebene wird das Projekt exzellentes Umsetzen weitergeführt. Der Fokus liegt auf der nachhaltigen Leistung aller Mitarbeitenden, die im Rahmen einer Leistungskultur zum Erfolg der Unternehmung beitragen.

In der Migros Waadt wurde im Jahr 2012 eine entscheidende Projektphase des Projektes CAP 345 «Gemeinsam in die Zukunft» abgeschlossen. Die Schlüsselprozesse mit der Validierung von neuen Organisationstypen wurden von den Supermärkten erfolgreich überarbeitet und operativ umgesetzt.

Self-Scanning und Self-Checkout: Nach einer erfolgreichen Pilotphase hat der Ausschuss Detailhandel (ADH) Anfang Mai 2012 die gesamtschweizerische Verbreitung des Self-Service-Systems subito gutgeheissen. Per Ende Januar 2013 ist «subito» bereits in 29 Filialen verfügbar. Bis Ende dieses Jahres wird «subito» den Kunden in allen Genossenschaften in den dafür ausgewählten Filialen zur Verfügung stehen. Die aktuelle Planung der Genossenschaften sieht bis Herbst 2014 eine Verbreitung von «subito» an rund 120 Standorten vor. Erfreulich ist die hohe Akzeptanz von «subito» bei allen Kundengruppen.

Die im Vorjahr in der Migros Verteilzentrum Suhr AG in Betrieb genommene Automatisierung der Food-Kommissionierung kam im Jahr 2012 voll zum Tragen. Sie ermöglichte eine markante Steigerung der Leistung und Effizienz. Erstmals wurde auch ein Grossteil der Saisonartikel zu Weihnachten und Ostern auf der neuen Anlage abgewickelt. Im Berichtsjahr hat die Migros Verteilzentrum Suhr AG zudem ihre Lagerkapazität um 16'800 zusätzliche Palettenplätze erweitert. Damit können Zwischenlagerstufen eliminiert und die Wirtschaftlichkeit im Warenfluss gesteigert werden. Seit dem Jahr 2012 ist die Migros Verteilzentrum Suhr AG neuer strategischer Logistikpartner der migrolino AG. Vom Verteilzentrum aus werden die über 170 migrolino-Shops mit allen Hauptsortimenten aus Frische, Food, Non-Food, Markenartikeln, Alkohol und Tabak versorgt. Die Warenprozesse konnten auf diese Weise gebündelt und auf den weiteren Ausbau des Convenience-Geschäftes der migrolino AG ausgerichtet werden.

In der Migros-Verteilbetrieb Neuendorf AG wurde im Jahr 2012 mit dem Bau einer Anlage zur teilautomatisierten Kommissionierung von Non-Food-Sortimenten angefangen. Im Jahr 2013 werden im Rahmen einer langfristigen Strategie weitere Automatisierungsprojekte zur Steigerung der Effizienz begonnen.

Nachdem die nationalen IT-Dienstleistungen wie SAP-Frische, POS-Systeme, Finanzen, Personelles und Klubschulen/Freizeit in die Migros IT-Services erfolgreich integriert und die entsprechenden Synergien geschaffen wurden, hat die Migros den nächsten Zentralisierungsschritt ins Auge gefasst. Neu werden die IT-Infrastrukturleistungen ebenfalls zentralisiert. Nebst den Kosteneinsparungen soll eine deutliche Vereinfachung der nationalen Leistungserbringung erreicht werden. Die wesentlichen Bestandteile dieses Vorhabens sind:

Flächendeckendes MigrosNet zum barrierefreien Datenaustausch im Genossenschaftlichen Detailhandel. Die primären Datennetze der Migros werden zu einem einzigen Netz zusammengeschlossen, welches über die Genossenschaftsgrenzen hinaus bis zum Endverbraucher (Filialen, Arbeitsplätze) reichen soll.

In einem Projekt mit grosser Beteiligung der Genossenschaften sowie der Industriebetriebe wird der «M-Workplace 2014» entwickelt. Dieser zukünftige Standard-Arbeitsplatz umfasst alle Mittel, die heute und zukünftig im Büro benötigt werden (Computer, Telefonie, Mobilität, Druck, Netzwerk). Der M-Workplace wird in einem noch zu planenden Rollout ab 2014 in den partizipierenden M-Unternehmen verbreitet.

Die Migros-Rechenzentren werden zu einem nationalen M-Datacenterverbund mit zwei Betriebsstandorten konsolidiert. Ein einziges Datacenter-Management unter Führung der Migros IT-Services erlaubt die optimale Platzierung der physischen Leistungskomponenten und deren effizienten Betrieb. Auch in diesem Projekt werden die Lösungen zusammen mit den betroffenen Standorten gesucht und nach und nach umgesetzt.

Auch die Unternehmen der anderen Strategischen Geschäftsfelder arbeiten ebenso kontinuierlich an der Verbesserung der Prozesse: Die M-Industrie hat im Geschäftsjahr 2012 die Leistungsfähigkeit weiter ausgebaut. Dank diversen Effizienzsteigerungs- und Optimierungsprogrammen (vor allem «Fit for Europe») konnten auch in 2012 substanzielle Einsparungen erzielt werden. Dies ermöglichte, die Migros-Gruppe mit beachtlichen Preisabschlägen zu unterstützen. Im Weiteren konnte dank der Innovationskompetenz der M-Industrie die Marktstellung der Migros gestärkt werden. Die erfolgreiche Lancierung der Kaffeekapseln «Café Royal» hat Marktanteilsgewinne ermöglicht. Für die Migros Eigenmarken «Farmer» und «Bifidus» wurden neue Sortimente in den Bereichen Müesli, Joghurts und Milchgetränke eingeführt. Die M-Industrie leistet damit wichtige Beiträge zur Differenzierungsstrategie der Migros.

Neben den Massnahmen zur Prozessoptimierung haben das Beschaffungsmanagement, die Rohstoffpreis- und die Wechselkursentwicklung einen erheblichen Einfluss auf das operative Ergebnis der Migros-Gruppe:

Das Beschaffungsmanagement hat die Einsparungen der letzten Jahre fortschreiben können, wenn auch in etwas geringerem Ausmass. Die Effekte der Kursuntergrenze des Schweizer Frankens gegenüber dem Euro haben ab August 2012 der Verbesserung der Beschaffungspreise etwas entgegengewirkt. Die wichtigsten Hebel für ein kostenoptimiertes Beschaffungsmanagement sind nach wie vor unsere Mitgliedschaft in der europäischen Beschaffungskooperation AMS, die Internet- Ausschreibungen und -Auktionen sowie Direktbeschaffung im Ursprung. Unsere beiden Beschaffungsbüros in Hong Kong und Shanghai werden im Laufe von 2013 durch ein weiteres in Gurgaon, Indien, ergänzt. Die Hauptaufgabe dieser Beschaffungsbüros ist einerseits die effiziente Zusammenarbeit mit asiatischen Produzenten und andererseits die Sicherstellung unserer gesellschaftlichen Verantwortung in der Fernostbeschaffung (Corporate Social Responsibility) im Sinne menschenwürdiger Produktionsbedingungen. Ein zunehmend wichtiger Hebel ist ferner die Optimierung der Lieferkette vom Warenausgang beim Lieferanten bis zum Wareneingang in der Filiale. Zu diesem Thema wurden 2012 neue Ideen entwickelt, die nun in die Praxis überführt werden.

Die Rohstoffpreise verharrten 2012 insgesamt auf hohem Niveau. Lediglich einzelne, für uns relevante Notierungen haben sich im Laufe des Jahres entspannt (Kaffee, Baumwolle und in geringerem Ausmass Rohöl). Im Zuge unserer Nachhaltigkeitsstrategie gewinnt die Sicherstellung der Verfügbarkeit von zertifizierten Rohstoffen mittels verschiedener Massnahmen an Bedeutung. Unsere Eigenindustriebetriebe mit ihren kürzeren Distanzen zu den Rohstoffmärkten (im Vergleich zu einem reinen Handelsbetrieb) bieten hierfür eine günstige Voraussetzung.

Die Wechselkursentwicklung hatte im Berichtsjahr einen geringen Einfluss auf das Handels- und Industriegeschäft.

Trotz Anstieg des Material- und Dienstleistungsaufwandes um CHF 69.0 Mio. auf CHF 14.4 Mrd. konnte der Bruttogewinn durch das konsequente Beschaffungsmanagement sowie verschiedene Prozessoptimierungen um CH 114.4 Mio. auf CHF 9'705.7 Mio. gesteigert werden. Die Bruttogewinn-Marge erhöhte sich um 0.2%-Punkte auf 40.3%.

Im Personalbereich wurden Einsparungen von CHF 6.5 Mio. gegenüber Vorjahr erzielt. Die Erhöhung der Abschreibungen um CHF 52.5 Mio. auf CHF 1.2 Mrd. ist nebst der normalen Investitionstätigkeit auf Wertminderungen zurückzuführen.

Die Zunahme der anderen betrieblichen Aufwendungen um CHF 10.6 Mio. auf CHF 2.9 Mrd. ist einerseits durch den gestiegenen Mietaufwand infolge Expansion und andererseits durch Sparmassnahmen bei der Energie sowie mit geringeren IT-Kosten dank Zentralisierung beim Migros-Genossenschafts-Bund begründet.

Insgesamt konnte das operative Ergebnis im Handels- und Industriegeschäft um CHF 57.8 Mio. auf CHF 745.3 Mio. gesteigert werden.

Die Zunahme des operativen Ergebnisses um CHF 137.6 Mio. auf CHF 565.5 Mio. beim Genossenschaftlichen Detailhandel ist auf die vorgängig erwähnten Effizienzsteigerungen entlang der Wertschöpfungskette sowie den Beitrag an die Preisinvestitionen durch den Bereich Industrie & Grosshandel zurückzuführen. Der Rückgang im Handel um CHF 49.5 Mio. auf CHF 13.9 Mio. ist mit der Repositionierung von Interio, dem stationären Geschäft von Ex Libris sowie mit Zusatzaufwendungen für Logistik und Lagerhaltung bei der Gries Deco-Gruppe begründet.

Beim Segment Reisen beeinflussen der starke Umsatzeinbruch, Restrukturierungskosten und Wertminderungen von Hotelplan Italia sowie der Konkurs der Fluggesellschaft Hello das Ergebnis. Dank dem strikten Kostenmanagement und guten Geschäftsgang von Hotelplan Suisse verschlechtert sich das Ergebnis nur um CHF 6.5 Mio.

Das Vorjahr des Bereiches Übrige war mit Sonderkosten aus dem Verkauf der Limmatdruck AG belastet. Zudem trugen im Jahr 2012 Veräusserungsgewinne der Liegenschaften-Betrieb AG zu der Ergebnisverbesserung um CHF 39.7 Mio. bei.


Operatives Ergebnis des Finanzdienstleistungsgeschäftes


Im Finanzdienstleistungsgeschäft resultierte ein Ertrag aus Finanzdienstleistungen von CHF 921.9 Mio., während sich der Aufwand für Finanzdienstleistungen auf CHF 366.8 Mio. belief. Der Nettoertrag aus dem Finanzdienstleistungsgeschäft verminderte sich aufgrund höherer Wertberichtigungen von CHF 595.4 Mio. auf CHF 555.1 Mio.

Das Zinsdifferenzgeschäft bildet weiterhin die wichtigste Ergebniskomponente im Finanzdienstleistungsgeschäft. Rund 86% der Erträge wurden 2012 in diesem Bereich erarbeitet. Aufgrund des anhaltend tiefen Zinsniveaus hat sich die Zinsmarge leicht reduziert. Deshalb ist der Nettoertrag aus dem Zinsengeschäft gegenüber dem Vorjahr lediglich um 4.7% gestiegen.

Der Erfolg aus dem Kommissionsgeschäft litt unter der Zurückhaltung der Kunden im Anlagegeschäft, weshalb das Vorjahresergebnis um 2.9% verfehlt wurde.

Der Erfolg aus den Finanzanlagen und dem Devisen- und Sortengeschäft verminderte sich aufgrund des stabilen Euro-Kurses von CHF 66.4 Mio. auf CHF 35.7 Mio.

Dank verbesserter Informatikunterstützung reduzierte sich der Personalbestand gegenüber dem Vorjahr um 20 auf 1'375 Personaleinheiten. Der Personalaufwand stieg demgegenüber aufgrund von Lohnanpassungen um 1.4% auf CHF 175.0 Mio.

Auch im Jahr 2012 hat die Migros Bank bedeutende Investitionen in ihre Informatikplattform getätigt. Die Abschreibungen sowie die anderen betrieblichen Aufwendungen haben sich deshalb von CHF 136.8 Mio. auf CHF 148.7 Mio. erhöht.

Das Bundesgericht hat in einem wegweisenden Urteil vom 30. Oktober 2012 entschieden, dass Banken Retrozessionen, die sie für das Halten von Anlagefonds und strukturierten Produkten vom Anbieter erhalten, an ihre Vermögensverwaltungskunden weitergeben müssen. Als eine der ersten Banken hat die Migros Bank entschieden, diese Retrozessionen proaktiv und unaufgefordert an die rund 2'800 Vermögensverwaltungskunden zurückzuerstatten und hat dafür im Jahresabschluss eine Rückstellung von CHF 4.2 Mio. gebildet.