10 Jahre Kids School: Schule statt Arbeit

Im März 2009 feierte die Migros Kids School im südindischen Tirupur ihr zehnjähriges Bestehen. Ein Tag der Freude für über 1'300 Kinder und eine Erfolgsgeschichte der Migros-Entwicklungshilfe.

Ein Unterrichtsraum bestückt mit Computern ist keine weltbewegende Neuigkeit, jedenfalls in unseren Breitengraden. In Tirupur ist eine solche Errungenschaft eine Sensation. Die Rechner anzuschaffen und dorthin zu bekommen, ist dabei noch nicht einmal die grösste Herausforderung. Die besteht darin, sie zum Laufen zu bringen, denn eine stabile Stromversorgung ist in der Region nicht vorhanden. Aber dank Migros ist auch dieses Problem gelöst. Die Schule erhielt 2009 zum 10-Jahr-Jubiläum eine Solaranlage geschenkt, die sie in Zukunft mit eigenem Strom versorgen wird.

Die Rechner laufen, die Kinder lernen und sie strahlen vor Freude. Auch das ist in unseren Breitengraden, wo sich die Begeisterung über den Schulbesuch bei den meisten in Grenzen hält, nicht unbedingt an der Tagesordnung. In Südindien ist aber nicht der Schulbesuch, sondern die Kinderarbeit eine traurige Selbstverständlichkeit.

Diese Situation zu ändern, ist das erklärte Ziel des Projekts Kids School in Tirupur, das 1999 durch die Migros und die deutsche Stiftung KIDS e.V. in Köln gegründet wurde. «Schule statt Arbeit» lautet das Motto, das Kindern von einkommensschwachen Eltern, von denen die meisten in den umliegenden Textilfabriken arbeiten, eine bessere Zukunft bieten soll. Bauland, Gebäude und Schulbusse hat der Migros-Hilfsfonds mit 400’000 CHF unterstützt. Im Dezember 2009 hat der Migros-Genossenschafts-Bund für den Ausbau der Schule noch einmal 150’000 CHF gesprochen.

Der Unterricht startet 1999 mit nur 29 Schülern in einem mit Palmblättern bedeckten Provisorium. Die Eltern sind zu Beginn nur schwer davon zu überzeugen, dass sich das Leben ihrer Kinder durch den Schulbesuch nachhaltig verbessern wird. Doch das ändert sich schnell. Im Dezember 2000 kann das neue Schulgebäude mit 14 Klassenzimmern eingeweiht werden und die Schülerzahl steigt auf 43, ein weiteres Schulgebäude kommt 2005 hinzu, inzwischen gibt es auch einen Kindergarten und eine Gesundheitsstation. Im Schuljahr 2009/2010, zehn Jahre nach dem Start, besuchen 1'321 Kinder die Schule. Täglich holen sechs Schulbusse die Schülerinnen und Schüler sowie die 48 Lehrer aus den umliegenden Dörfern ab.

Die Migros Kids School ist eine Privatschule, die nur für Kinder da ist, deren Eltern nicht mehr als umgerechnet 100 Franken im Monat verdienen. Mit 190 Franken kann die Ausbildung eines Kindes für ein ganzes Jahr sichergestellt werden. Um den Betrieb aufrechtzuerhalten, ist die Schule auf Unterstützung und Spenden angewiesen. So zahlen beispielsweise die südindischen Produzenten von Migros-Textilien je 3 Rappen für eine Kids-School-Etikette, die in den von ihnen produzierten Kleidungsstücken angebracht wird. Mit diesem Geld können rund 50 % der laufenden Kosten der Schule finanziert werden. Und auch Migros-Lieferanten tragen zur Finanzierung bei: Statt Werbegeschenke zu verschicken, spenden sie das Geld der Schule in Indien. Zwei Ideen, die über 1'000 Kindern helfen. Die Migros legt in ihrer Hilfstätigkeit schon immer ein besonderes Augenmerk auf die Abschaffung der Kinderarbeit. Das Projekt Migros Kids School ist eine grossartige Institution zum Schutz der Kinder vor Ausbeutung und für eine bessere Zukunft.