Gemeinsam für höhere Standards

Immer mehr internationale Standards garantieren in der globalisierten Wirtschaft dafür, dass die Hersteller qualitative, soziale und ökologische Mindestanforderungen einhalten. Ein von der Migros geprägtes Programm sorgt nun für mehr Effizienz und Transparenz in diesem System.

Rund 40'000 verschiedene Artikel bietet die Migros an – viele davon aus dem nahen und fernen Ausland. Wie kann die Detailhändlerin sicherstellen, dass diese Produkte unter korrekten Bedingungen entstanden? Dafür sorgen Standards, die international einheitlich regeln, welchen Ansprüchen die Produkte genügen müssen. Die Migros verlangt von ihren Zulieferern von Früchten, Gemüsen und Blumen/Pflanzen den «GlobalGAP»- bzw. den «SwissGAP»-Standard (GAP: Gute Agrarpraxis). «GlobalGAP» ist ein weltweiter Standard für gute Agrarpraxis, «SwissGAP» eine adaptierte Version für die Schweiz. Seit vergangenem Jahr lässt sich dieser Standard auch auf Meeresprodukte aus Aqualkultur anwenden. «GlobalGAP» sorgt dafür, dass Produzenten in Bezug auf Lebensmittelsicherheit und Umweltschutz weltweit die gleichen Anforderungen einhalten. Mit dem Modul «GRASP» (Global Gap Risk Assessment on Social Practices), einer Ergänzung zum «GlobalGAP» im sozialen Bereich, wird neu auch die Tragfähigkeit der Arbeitsbedingungen kontrolliert. 2010 waren 98% der Früchte- und Gemüselieferanten nach «GlobalGAP» beziehungsweise «SwissGAP» zertifiziert.

BSCI: Regelmässige Kontrollen

Die Migros will Gewissheit haben, dass ihre Waren unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden – also beispielsweise ohne Kinderarbeit. Deshalb hat sie bereits 1997 einen Verhaltenskodex erarbeitet, der die Geschäftspartner verpflichtet, soziale Mindestanforderungen einzuhalten. Damit hat die Migros auch anderen Unternehmen den Weg bereitet: Die Regeln wurden später in den internationalen BSCI-Standard («Business Social Compliance Initiative») aufgenommen, der inzwischen weit verbreitet ist. Geschäftspartner müssen die Einhaltung der Standards nicht nur schriftlich zusichern, sie werden auch überprüft: Unabhängige Firmen führen regelmässige Inspektionsbesuche durch – «Audits» genannt. So mussten sich im vergangenen Jahr 190 Migros-Zulieferer einem Audit unterziehen. Seit 2010 sind neu auch alle nationalen Frische-Lieferanten in diesen Prozess integriert.

Umsetzung Verhaltenskodex BSCI 2009 - 2010*

 Non-Food
 
2009
Non-Food
 
2010
Food +
Frische
2009
Food +
Frische
2010
Kodexunterzeichnung92%95%75%90%
Selfassessments1337569
Audits (+Reaudits)186180510


*Zahlen basieren auf Schätzungen. Frische-Lieferanten neu per 2009 ebenfalls enthalten.

GSCP: Ein neues Referenzsystem für Sozial- und Umweltstandards

Die Standards sind ein Erfolgsmodell: Sie werden laufend ausgebaut, und immer mehr Firmen wenden sie an. Doch ihr Erfolg ist zunehmend zum Problem geworden. Denn es sind derart viele Standards entstanden, dass sie sowohl die Händler als auch die Hersteller überfordern: Fachleute schätzen, dass es heute weltweit über 1000 Standards gibt. Um Licht in diesen Dschungel zu bringen, ergriff die Migros die Initiative. 2006 schloss sie sich mit den vier grössten Detailhändlern der Welt zum «Global Social Compliance Programme» (GSCP) zusammen, um die zahlreichen Einzelinitiativen und Standards zu harmonisieren. Die an das GSCP angeschlossenen Unternehmen repräsentieren inzwischen einen totalen Umsatz von rund 1000 Milliarden Euro jährlich. Die Migros ist dank ihrer Erfahrung mit Standards federführend im Exekutivrat beteiligt. Das GSCP hat im vergangenen Jahr ein Referenzsystem definiert, mit dem sich die Standards vergleichen lassen. Damit wird die Transparenz im Beschaffungsmarkt massiv erhöht und Hersteller können viel effizienter mit den Händlern kooperieren.

Eco: Schonende Textilien

Die Textilindustrie ist weltweit besonders stark dezentralisiert, und es braucht viele Produktionsschritte zum fertigen Textil. Um in diesem unübersichtlichen Sektor für ordentliche Umweltbedingungen zu sorgen, verwendet die Migros den «Eco»-Standard. Dieser verbietet den Einsatz von gesundheits- und umweltgefährdende Substanzen in der Produktion. Bei jedem Herstellungsschritt eines Textilstücks – vom Spinnen bis zur Konfektion – werden die Chemikalien lückenlos dokumentiert und auf ihre Unbedenklichkeit kontrolliert. Derzeit entsprechen rund 60% aller Bekleidungstücke und Heimtextilien in der Migros den «Eco»-Richtlinien – rund 5'500 Produkte. Nicht immer sind es jedoch Chemikalien, die Probleme verursachen. So ist im vergangenen Jahr die Sandstrahlung in Kritik geraten, die vor allem bei Jeans eingesetzt wird, um ihnen eine gebrauchte Optik zu verleihen. Wird diese Technik in Handarbeit und ohne Sicherheitsvorkehrungen ausgeführt, können gesundheitsschädigende Staubteilchen in die Atemwege der Arbeiterinnen und Arbeiter gelangen. Obwohl der Migros keine Missbräuche bei eigenen Lieferanten bekannt sind, beschloss sie, über den «Eco»-Standard hinaus generell keine der umstrittenen Produkte mehr einzukaufen. Bis Herbst 2011 nimmt sie sämtliche sandgestrahlten Jeans aus dem gesamten Sortiment.