Rohstoffe ökologisch und fair beschaffen
Auch ausserhalb ihrer Labelprogramme erzielt die Migros Fortschritte bei der nachhaltigen Beschaffung von Rohstoffen. Ein bedeutender Meilenstein war, dass Ende 2011 erstmals Baumwolle, die nach den «Better Cotton»-Kriterien angebaut wurde, in die textile Wertschöpfungskette aufgenommen wurde.
Die Migros übernimmt Verantwortung entlang der gesamten Produktionskette, also auch bei der Beschaffung und Produktion von Rohstoffen: auf dem Feld, auf dem Acker, auf der Weide, im Meer. Wenn es darum geht, ökologische oder soziale Probleme der Landwirtschaft und Fischerei anzugehen, engagiert sich die Detailhändlerin an den Wurzeln und arbeitet zusammen mit Produzenten an besseren Lösungen – sei es mit eigenen Projekten oder im Rahmen von internationalen Initiativen.
Palmöl
Beim Anbau von Ölpalmen werden oft Regenwälder zerstört und die Rechte der einheimischen Bevölkerung missachtet. Um solchen Raubbau zu stoppen, hat der WWF zusammen mit anderen Organisationen Runde Tische einberufen. Die Migros war 2003 an der Gründung des «Round Table on Sustainable Palm Oil» RSPO mitbeteiligt. Seit 2008 unterstützt die Migros mit dem Kauf von Zertifikaten die Produktion von nachhaltigem Palmöl. Die Migros schloss im Palmöl-Rating des WWF 2011 mit Bestnoten ab und nimmt unter den 132 befragten Unternehmen aus Europa, Australien und Japan einen Spitzenplatz ein. Die Migros geht nun noch einen Schritt weiter und hat im vergangenen Jahr entschieden, den Palmölbedarf der M-Industrien nicht mehr über Zertifikate abzudecken, sondern schrittweise auf die sogenannte «Segregated Qualität» umzustellen. Dies bedeutet, dass die Industriebetriebe Palmöl bei Schweizer Importeuren und Verarbeitern einkaufen, die physisch nachhaltiges, RSPO-zertifiziertes Palmöl beziehen. Damit fördert die Migros den direkten Warenfluss von nachhaltigem Palmöl. Ziel bis Ende 2015 ist, nur noch physisch nachhaltiges Palmöl in der M-Industrie zu verwenden.
Soja
Soja ist ein zentraler Rohstoff zur Herstellung von Futtermittel für Nutztiere. Aufgrund des wachsenden Fleischkonsums hat sich die Soja-Produktion in den letzten 20 Jahren weltweit auf 230 Millionen Tonnen verdoppelt. Dies zieht soziale und ökologische Probleme nach sich, etwa die Zerstörung von Regenwald und Savannenflächen. Um solche Missstände zu verhindern, engagiert sich die Migros seit 2010 als Mitglied der «Round Table on Responsible Soy Association». Dieser internationale Zusammenschluss aus Verteilern, Produzenten und Umweltorganisationen fördert die nachhaltige Produktion von Soja. Auf nationaler Ebene haben sich 2011 bäuerliche Verbände wie Suisseporcs, Bio Suisse und IP-Suisse sowie Soja-Importeure, Futtermittelhersteller und Detailhändler zum Schweizer Soja-Netzwerk zusammengeschlossen. Die Mitglieder haben sich dazu verpflichtet, den Anteil an nachhaltigem und gentech-freiem Soja in der Nutztierfütterung in der Schweiz bis 2014 von heute 60% auf 90% zu steigern.
Baumwolle
Baumwolle ist eines der wichtigsten und am meisten verbreiteten Agrarprodukte weltweit. Gleichzeitig ist die Faser aufgrund des hohen Wasserverbrauchs und Pestizid-Einsatzes ein heikles Produkt. 2009 hatte die Migros gemeinsam mit anderen Firmen und dem WWF die Better Cotton Initiative (BCI) gegründet. Diese Initiative will ergänzend zu Bio-Baumwolle auch im herkömmlichen Baumwollanbau ökologische und soziale Verbesserungen erreichen. 2011 führte die Migros Verhandlungen mit Lieferanten aus Südindien, und Ende Jahr gelangte erstmals Baumwolle, welche nach den Better-Cotton-Kriterien angebaut wurde, in die textile Wertschöpfungskette der Migros. Ab Mitte 2012 verkauft die Detailhändlerin die ersten Kleidungsstücke aus BCI-Baumwolle, sie werden allerdings nicht besonders gekennzeichnet. 2012 wird die Migros in Zusammenarbeit mit einem ihrer lokalen Bekleidungslieferanten ein BCI-Farmprojekt in Indien aufbauen und rund 250 Kleinbauern im Anbau von Better-Cotton-Baumwolle schulen. Die Baumwollernte aus diesem Projekt wird per 2013 erwartet.
Kaffee, Tee, Kakao
Um den nachhaltigen Anbau von Kaffee, Tee und Kakao zu fördern, setzt die Migros seit 2010 auf Utz Certified. Dies ist ein weltweit tätiges, unabhängiges Zertifizierungsprogramm, das professionelle Anbaupraktiken fördert. Es vermittelt den Bauern landwirtschaftliches Fachwissen, sodass sie den Ernteertrag steigern, die Qualität der Produkte verbessern und gleichzeitig die Umwelt schonen können. Ende 2010 hatte die Migros das gesamte Kaffee-Basissortiment auf Utz Certified umgestellt (ohne Bio, Max Havelaar, Selection und M-Budget). Auch die Migros-Gastronomie und migrolino bieten inzwischen Utz-zertifizierten Kaffee an. Für die weitgehende Umstellung des Kaffee-Basissortiments erhielt die Migros 2011 den Schweizer Ethikpreis. Derzeit stellt die Detailhändlerin auch Kakao auf Utz Certified um: Seit Anfang 2012 gibt es Utz-zertifizierte Schokolade und Frühstücksgetränke zu kaufen. Das gesamte Chocolat Frey Schokoladensortimet soll bis Ende 2013 umgestellt werden. Bereits im Herbst 2012 werden zudem verschiedene Teesorten Utz-zertifiziert angeboten. Auf www.migros.ch/coffee lassen sich Utz-Certified-Kaffee-Produkte bis zum Produzenten zurückverfolgen.
Fisch
Noch nie wurden in der Schweiz so viele Fische und Meeresfrüchte gegessen: In nur drei Jahren wuchs der Pro-Kopf-Konsum um 25% auf gut 9 Kilogramm. Damit steigt der Druck auf die weltweiten Fischbestände. Als Mitglied der WWF Seafood Group verpflichtete sich die Migros, das Fischangebot schrittweise auf Fische aus nachhaltig bewirtschafteten Beständen und umweltverträglichen Zuchten umzustellen. Seit 2009 streicht die Detailhändlerin systematisch gefährdete Sorten aus dem Sortiment. Parallel dazu baut die Migros das Angebot an Bio- und MSC-Fisch schrittweise aus. MSC steht für Marine Stewardship Council, fördert nachhaltige Fischerei und ist das wichtigste Label für Wildfang. 2011 wurden 6 Fischsorten aus dem Sortiment genommen – darunter Rotbarbe, Rotzunge, Drachenkopf und Jakobsmuscheln – und 6 MSC-Produkte sowie 2 Bio-Produkte neu eingeführt. Neu unterstützt die Migros den Aufbau des «Aquaculture Stewardship Council» (ASC). Dieser dem MSC nachempfundene Standard fördert nachhaltig bewirtschaftete Fischzuchten.