Für Produkte ohne dunkle Vergangenheit

Die Migros setzte sich 2011 erneut dafür ein, dass sich weltweit anerkannte Standards etablieren und weiterentwickeln. So sorgt sie dafür, dass die Hersteller qualitative, soziale und ökologische Mindestanforderungen einhalten.

Rund 40 000 verschiedene Artikel bietet die Migros an – viele davon aus dem nahen und fernen Ausland. Verbindliche Produktionsstandards stellen sicher, dass alle Produkte unter korrekten Bedingungen entstanden sind. Die Detailhändlerin will zum Beispiel Gewissheit haben, dass ihre Waren unter menschenwürdigen Bedingungen hergestellt wurden – so etwa ohne Kinder- oder Zwangsarbeit. Diese Standards sind im Gegensatz zu den Labels nicht auf dem Produkt ersichtlich.

BSCI-Verhaltenskodex für Lieferanten

Über den BSCI-Verhaltenskodex verlangt die Migros von all ihren Lieferanten, soziale Mindestanforderungen einzuhalten. Unabhängige Firmen führen regelmässige Inspektionsbesuche durch – «Audits» genannt. Lieferanten, die einen solchen Test nicht bestehen, werden nicht sofort ausgeschlossen, sondern können innerhalb einer Frist die festgestellten Mängel beheben. Migros unterstützt die Lieferanten bei der Umsetzung von Korrekturmassnahmen. Nach einem Jahr werden die betroffenen Firmen einem Folgeaudit unterzogen. 2011 wurden 213 Migros-Lieferanten einem Audit unterzogen. Seit 2007 befinden sich insgesamt 514 Lieferanten im BSCI-Prozess. Ende 2011 erfüllen 48% dieser Zulieferer die Anforderungen grösstenteils nicht, 24% müssen noch kleinere Mängel verbessern, und knapp ein Drittel (28%) hat den Status «gut» erreicht. Diese Zahlen liegen im Branchenschnitt. Häufigste Ursache für die Nicht-Erfüllung sind Arbeitszeitüberschreitungen und fehlende Managementsysteme. Die BSCI (Business Social Compliance Initiative) ist in den letzten Jahren zum weltgrössten Sozialstandard angewachsen. Damit die Organisation mit den wachsenden Aufgaben Schritt halten kann, wurde sie im vergangenen Jahr unter dem Dach der Foreign Trade Association (FTA) neu strukturiert. Die Migros unterstützte diese Neuorganisation von Anfang an. Die BSCI ist nun beispielsweise in der Lage, verbindliche Verträge einfacher abzuschliessen.

Diagramm zu Ergebnisse BSCI-Audits

CHART - Ergebnisse BSCI-Audits (Erstaudits und Folgeaudits)

 

GlobalGAP in der Landwirtschaft

Seit vielen Jahren verlangt die Migros von ihren ausländischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffel-Lieferanten den GlobalGAP-Standard (GAP: Gute Agrarpraxis). GlobalGAP sorgt dafür, dass Produzenten in Bezug auf Gute Agrarpraxis, Lebensmittelsicherheit und Umweltschutz weltweit die gleichen Anforderungen einhalten. Einheimische Landwirte und Lieferanten müssen eine der Schweiz angepasste Variante des GlobalGAP erfüllen, den sogenannten SwissGAP-Standard. 2011 waren 98% der Früchte- und Gemüselieferanten nach GlobalGAP oder SwissGAP zertifiziert. In Ergänzung zu GlobalGAP hat die Migros in jüngster Zeit gemeinsam mit anderen in- und ausländischen Detailhändlern sowie landwirtschaftlichen Produzentenorganisationen einen Standard für soziale Anstellungsbedingungen entwickelt: GlobalGAP-GRASP (GlobalGAP Risk-Assessment on Social Practices). Der neue Standard verpflichtet die landwirtschaftlichen Betriebe, auch angemessene Arbeitsbedingungen einzuhalten. Um die Umsetzung des Standards voranzutreiben, beteiligte sich die Migros zunächst an Pilotprojekten in Südspanien und seit Frühjahr 2011 auch in Süditalien. 2011 haben unabhängige Kontrollstellen 11 Bauernbetriebe in Italien und 213 in Südspanien auf die Einhaltung der GRASP-Vorgaben überprüft.

Eco-Standard für Textilien

Die Textilindustrie ist weltweit stark dezentralisiert. Zudem zeichnet sie sich durch besonders viele Produktionsschritte vom Rohstoff bis zum fertigen Textil und durch einen grossen Einsatz von chemischen Substanzen aus. In diesem unübersichtlichen Sektor sorgt die Migros mit ihrem eigens aufgebauten Eco-Standard für bessere Arbeits- und Umweltbedingungen. Dieser verbietet und kontrolliert den Einsatz von gesundheits- und umweltgefährdenden Substanzen auf allen Produktionsstufen. Rund 65 Prozent aller Kleidungsstücke und Heimtextilien der Migros entsprechen den Eco-Richtlinien. Nicht bloss Chemikalien, sondern auch Produktionstechniken wie die Sandstrahlung bei Jeans können die Gesundheit der Beschäftigten gefährden. Deshalb hat die Migros 2010 entschieden, auf diese Technik bei Jeans zu verzichten. Mitte 2011 nahm sie die letzten Jeansprodukte aus den Regalen. Eine zwischenzeitliche Abklärung bei den Geschäftspartnern ergab, dass keine Fälle von erkrankten Arbeitern bekannt sind. Die Migros hat auch bei der BSCI darauf hingewirkt, dass das Thema branchenweit angegangen wird.

Referenzsystem GSCP für Sozial- und Umweltstandards

Neben den oben erwähnten gibt es weltweit eine fast unüberschaubare Vielfalt von Standards. Um die zahlreichen Einzelinitiativen und Standards zu harmonisieren, schloss sich die Migros 2006 mit den vier grössten Detailhändlern der Welt zum Global Social Compliance Programme (GSCP) zusammen. Heute sind über 30 Unternehmen weltweit Mitglied von GSCP. Das GSCP hat ein Referenzsystem definiert, mit dem sich die Standards vergleichen lassen. Damit wird die Transparenz im Beschaffungsmarkt massiv erhöht, der Fokus wird anstelle von Kontrollen auf die Befähigung der Unternehmen gesetzt, und Hersteller können viel effizienter mit den Händlern kooperieren. 2011 hat die Migros erste Standards ins Referenzsystem eingebracht.