Eco-Drive: Der rechte Fuss ist massgebend

Von Juni 2008 bis Juni 2009 haben die Lastwagenfahrer der Genossenschaft Migros Basel 38‘000 Liter Treibstoff eingespart. Wir wollten wissen, wie das geht, und sind mit Jürg Ochsner mitgefahren.

Der Eingang ins Paradies ist höllisch steil und eng. Hier kommt sogar Jürg Ochsner ins Schwitzen. Und der fährt schon seit über 30 Jahren Lastwagen durch die Stadt und über Land. Die Einfahrt zur Migros-Filiale mit dem ebenso vielversprechenden wie unpassenden Namen Paradies liegt in Allschwil (BL) und verlangt vom Profi höchste Konzentration. Es kann sogar vorkommen, dass er in der extrem schmalen Tiefgarage auch noch seitlich parkieren muss – mit seinem Sattelschlepper von über 16 Metern Länge. Dann wird das Chauffieren zum Seiltanz. An ökonomisches Fahren ist bei solchen Manövern nicht zu denken. Und das ist ganz untypisch für Jürg Ochsner. Denn seit er in Eco-Drive geschult wurde, gilt dem ökonomischen und somit auch umweltbewussten Fahren sein Augenmerk.

Fahren mit Gefühl und Weitsicht

Ochsner kontrolliert aufmerksam das Display seines Bordcomputers. Dort lässt sich ablesen, mit wie viel Touren der Motor dreht, wie viel Diesel er schluckt und natürlich auch wie schnell das Gefährt unterwegs ist: «Der rechte Fuss ist massgebend. Man darf nie zu viel Gas geben. Und man muss immer vorausschauend fahren», erklärt Ochsner. Der noch ziemlich neue und supermoderne Sattelschlepper mit 360 PS dreht optimal bei 1‘100 bis 1‘200 Touren. Bei gemächlichem Fahren auf der Autobahn mit Tempo 80 braucht der Lastwagen mit seinem eingebauten Kühlgerät so im Schnitt nur 28 bis 29 Liter auf 100 Kilometer. Wenn der Lastwagen aber seine 360 PS einsetzen muss, um die 18 Tonnen Eigengewicht plus tonnenweise Ladung eine Steigung hinaufzuhieven, erhöht sich der Verbrauch auf 50 bis 60 Liter.

Das passiert auch heute. Es herrscht Stau auf der Autobahnausfahrt Richtung Schönthal, die auch noch aufwärtsführt: «Das ist hier jeden Morgen so», sagt Ochsner, der täglich diese Tour fährt. «Und das ist Gift: anfahren, bremsen, anfahren ... Da ist Eco-Drive überfordert. Aber zum Glück dauert das nur ein paar Minuten.»

Wie man optimal Gas gibt, und wann man durch vorausschauendes Fahren den Fuss vom Pedal nimmt, haben die Fahrer in speziellen Eco-Drive-Kursen gelernt. Das zahlt sich aus. Nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Genossenschaft Migros Basel. Dank optimaler Fahrweise konnte der Verbrauch von durchschnittlich 34 Litern pro 100 Kilometer auf 32 Liter gesenkt und konnten so total 38’000 Liter Treibstoff gespart werden (Fussnote Treibstoffverbrauch). Eine beeindruckende Leistung. Akribisch gemessen wurde das von Transportleiter Thomas Meierhans von Juni 2008 bis Juni 2009 bei allen Fahrern und allen Fahrzeugen.

Ein Highlight für die Eco-Drive-Bilanz ist die Grüne Welle. Wir haben Glück und erwischen tatsächlich eine quer durch die Stadt. Das spart viel Most. Denn bremsen an Ampeln und wieder anfahren treibt den Verbrauch enorm in die Höhe. Und noch etwas ist heute geradezu himmlisch: Das Eintrittstor zum Paradies wird ausnahmsweise von einem Portier geöffnet: «Wenn der nicht da ist, muss ich aussteigen und es per Hand öffnen», sagt Ochsner. Das tönt nicht weiter schlimm, kostet aber Zeit und Treibstoff. Und ist heikel. Der 16 Meter lange Sattelschlepper steht auf diesem abschüssigen Gelände vorne einige Meter tiefer als hinten bei den Schlusslichtern. Da darf nichts ins Rutschen kommen. Im Laderaum stapeln sich bei optimaler Auslastung 33 Paletten mit Lebensmitteln: «Joghurt zum Beispiel hat so sein Eigenleben. Den muss ich mit Quer- und Längsstangen sichern», sagt Ochsner. «Bruch kommt schon mal vor, aber wir passen auf, dass wir wenig Schäden haben. Es ist nämlich ziemlich mühsam, Joghurt vom Boden aufzuputzen», lacht er.

 

Fussnote Treibstoffverbrauch
Der durchschnittliche Treibstoffverbrauch aller Migros-Genossenschaften lag 2008 bei unter 30 Litern pro 100 Kilometer. Der Treibstoffverbrauch der Genossenschaft Migros Basel ist im Vergleich zu den anderen Genossenschaften sehr hoch. Dies liegt daran, dass primär ein städtisches Gebiet beliefert und so flüssiges Fahren erschwert wird.