Plastiktragtasche verbieten? Nein danke.
In mehreren Kantonen und beim Bund sind politische Vorstösse hängig, die ein Verbot von Plastiktragtaschen fordern. Die Genossenschaft Migros Genf geht in dieser Thematik beispielhaft voran: Sie hat Plastikbeutel, die an der Kasse abgegeben werden, Anfang 2009 abgeschafft. Ein eigentliches Plastiktragtaschen-Verbot lässt sich aus Sicht der Migros ökologisch hingegen nicht rechtfertigen
Sollen Plastiktragtaschen künftig verboten werden? Ja, fand der CVP-Nationalrat Dominique de Buman und reichte 2008 eine Motion ein, die verlangt, dass «die Verwendung nicht wiederverwendbarer und nicht rezyklierbarer Plastiksäcke im Handel verboten wird». In der Migros sind zwei unterschiedliche Modelle im Einsatz: dickwandige Plastiksäcke für den Transport von Textilien und dünnwandige, die etwa im Früchte- und Gemüsebereich als Knotenbeutel aufliegen. Letztere sorgen für einen hygienischen Offenverkauf der angebotenen Waren und helfen, den Verpackungsabfall wesentlich zu verringern. Dank ihnen kann zu einem grossen Teil auf materialintensive Vorverpackungen verzichtet werden.
Ökobilanzen haben aufgezeigt, dass dünnwandige Plastiksäcke bei einmaligem Gebrauch bis zu viermal besser abschneiden als Varianten aus Papier. Papiertragtaschen sind materialintensiver, damit sie die gleiche Traglast aushalten. Bei der Herstellung des Zellstoffes wird für die Papierproduktion zudem viel Wasser verbraucht.
Man könnte nun dafür plädieren, die dünnwandigen Knotenbeutel seien, trotz der bereits guten Ökobilanz, mehrfach zu verwenden. Doch realistisch ist dies nicht: In der Regel sind die Beutel nach einmaligem Gebrauch nicht mehr sauber oder feucht. Auch Papiertaschen könnten nur einmal verwendet werden.
Aus den genannten Gründen ist für die Migros ein Verbot von Plastiksäcken aus ökologischer Sicht nicht gerechtfertigt. Sie möchte weiterhin Anreize schaffen und nicht Verbote, um die Kundschaft zu umweltbewussterem Verhalten zu motivieren. Ihr Ziel ist es, die Menge der Plastiktragtaschen dort zu reduzieren, wo es sinnvolle Alternativen gibt. Die Genossenschaft Migros Genf ist als Pionierin vorangegangen: Anfang 2009 hat sie die weissen, dünnwandigen Plastikbeutel, die an der Kasse gratis abgegeben werden, abgeschafft. Eine erste Bilanz zeigt, dass diese Massnahme von der Kundschaft gut aufgenommen wurde, nicht zuletzt dank guter Information und einer Aktion: Die Kundinnen und Kunden konnten vor Abschaffung der Gratiskassenbeutel von Vergünstigungen auf das Mehrwegtaschensortiment profitieren.
Ein nationaler Renner ist die Kunststoff-Mehrwegtasche, die 2008 ins Sortiment aufgenommen wurde. Bis Ende 2009 sind insgesamt 5.84 Millionen Stück verkauft worden. Eine umfassende Auswertung zur Abschaffung der Kassenbeutel ist derzeit am Laufen. Fällt das Resultat wie erwartet positiv aus, könnten andere Genossenschaften dem Genfer Beispiel folgen.