CD-Recycling: eine runde Sache
Ausgediente CDs können ganz neue Aufgaben übernehmen – als Brillengestell oder Töffhelm. Die wunderbare Verwandlung wird möglich dank einer Recyclingidee, die 2009 erstmals in der Schweiz zum Einsatz kam. Mit tatkräftiger Unterstützung der Genossenschaft Migros Ostschweiz.
Mittagszeit in der Migros-Filiale Neuwiesen in Winterthur. Menschen hetzen hin und her. Achtlos passieren sie die Sammelstelle für CDs gleich neben dem Eingang. Immerhin – eine Frau bleibt stehen, schaut etwas skeptisch in die Box, liest aufmerksam das Schild, greift sich ein Infoblatt und geht ihres Wegs. Wenn sie wiederkommt, wird sie ausgediente CDs mitbringen. Das ist so gut wie sicher. Denn das Bedürfnis nach einer sinnvollen Entsorgung und Wiederverwendung alter CDs ist gross. Das hat eine Aktion in der Ostschweiz bewiesen. Im März 2009 startete ein Pilotprojekt an drei Sammelstellen in Winterthur, Wetzikon und Frauenfeld. Bis Ende Jahr kamen 1.2 Tonnen ausgedienter CDs und DVDs zusammen, Monat für Monat über 120 Kilogramm.
Mit so viel Rücklauf hätte Norbert Grossen, Filialleiter Migros Neuwiesen, nie gerechnet: «Ich fand den Versuch, CDs zu sammeln gut, hätte so einen Erfolg aber nie für möglich gehalten.» Damit es dazu kommen konnte, brauchte es zunächst einmal eine Idee und vor allem eine so entdeckungsvergnügte Person wie Claudia Stocker Suter. «In einem Zeitungsartikel habe ich gelesen, dass CD-Recycling eine clevere Sache ist, die aber noch niemand in der Schweiz realisiert hat.» Das wollte sie ändern und das hat sie geschafft.
CDs und DVDs bestehen aus Polycarbonat und dieses Material lässt sich hervorragend rezyklieren. Aus dem geschredderten Granulat können hochwertige Produkte wie Sturzhelme, Stossstangen, Monitorgehäuse oder Brillengestelle hergestellt werden. Nach intensiver Recherche entwickelte Stocker Suter im Rahmen des WWF-Lehrgangs «Umweltberatung und Kommunikation» mit Kollegen ein Konzept für CD-Recycling und gründete den Verein reDisc.
Nach der Idee und dem Konzept brauchte es nun noch einen passenden Partner zur Umsetzung - und siehe da: «Die Mitarbeiter der Genossenschaft Migros Ostschweiz waren schon am Telefon begeistert und sind sofort auf die Idee aufgesprungen», erzählt Stocker Suter. Das Pilotprojekt konnte starten: Plakate wurden gedruckt, eine Sammelbox gezimmert und in den drei ausgewählten Filialen aufgestellt.
An einer Tagung Ende November 2009 haben die Pioniere aus der Ostschweiz das erfolgreiche Pilotprojekt Entsorgungsfachleuten anderer Migros-Genossenschaften präsentiert: Die Idee ist angekommen. In der Deutschschweiz und im Tessin wird das Sammelstellennetz in den Migros-Läden bis Ende 2010 ausgebaut. Dabei beschränkt man sich vorerst auf die grösseren Filialen (MMM, teilweise MM). In der Ostschweiz wird das Projekt 2010 an den drei bisherigen Standorten und in weiteren Filialen zur ständigen Einrichtung. Und um die Sache perfekt zu machen, werden die alten CDs nun sogar mit einem eigenen Einwurf-Schlitz in den Migros-Rücknahmestellen geehrt.