Migros im Dialog

Als grösste Detailhändlerin und private Arbeitgeberin der Schweiz steht Migros mit zahlreichen Anspruchsgruppen in Kontakt. Dank dem Dialog mit ihren Stakeholdern kann sie gesellschaftliche Anliegen frühzeitig erkennen.

Ob Kundinnen und Kunden, Mitarbeitende, Genossenschafterinnen und Genossenschafter, Geschäftspartner, Vertreter von NGOs, Politik, Medien und Wissenschaft – die Zahl der Stakeholder, mit denen Migros einen Austausch pflegt, ist gross. Eine Übersicht der wichtigsten Mitgliedschaften und Partnerschaften findet sich auf der Migros-Website.

Der Stakeholder-Dialog ist ein wichtiges Element bei der Definition der Unternehmensziele und für deren Umsetzung. Er ist Ausdruck der gelebten unternehmerischen Verantwortung, einer offenen Unternehmenskultur und eines präventiven Umgangs mit gesellschaftlichen Risiken. Neben institutionalisierten Formen des Austauschs etwa über Kundenmagazine, Partnerschaften oder Mitgliedschaften sowie in Verbänden und Initiativen pflegt Migros den gesellschaftlichen Dialog mit allen relevanten Anspruchsgruppen, die an einem offenen Austausch interessiert sind. 

Seit 2015 ist Migros Mitglied der Sustainable Agriculture Initiative Platform (SAI Platform). Die Plattform ist die grösste globale Initiative der Lebensmittelindustrie und des Detailhandels für die nachhaltige Produktion und Beschaffung landwirtschaftlicher Rohstoffe. Im laufenden Jahr beteiligt sich Migros in Zusammenarbeit mit der SAI-Platform an einem Reisprojekt in Italien und einem Erdbeerprojekt in Südspanien.

Mit der Energie-Agentur für Wirtschaft (EnAW) erarbeitete Migros 2015 neue Zielvereinbarungen im Bereich Energieeffizienz und CO2-Reduktion für ihre Tochterunternehmen Galaxus (inkl. Digitec), LeShop und den Ostschweizer Fleisch- und Wurstspezialitätenhersteller Rudolf Schär.

Im Rahmen ihres Mandats als Wirtschaftsbeirat der Stiftung Gesundheitsförderung Schweiz war Migros 2015 an der Weiterentwicklung des Qualitätslabels Friendly Work Space beteiligt. Bei der Aufnahme neuer Themen brachte sie die Unternehmenssicht ein und engagierte sich u.a. für eine hohe Praxistauglichkeit und Aussagekraft bei der Wirkungsmessung der umgesetzten Massnahmen.

Kundinnen & Kunden

Kundinnen und Kunden gehören zur grössten Anspruchsgruppe von Migros. Jedes Jahr zählt sie rund 441 Mio. Kundenkontakte an der Kasse. Die Kundenzufriedenheit bestimmt den langfristigen Erfolg des Unternehmens.

Um sich frühzeitig über die Erwartungen der Kundinnen und Kunden zu informieren, pflegt Migros einen offenen Dialog mit ihnen. Mit ihren Wochenzeitungen (Migros-Magazin, Migros Magazine, Azione) und Magazinen (Saisonküche, Vivai) sowie den zugehörigen Websites erreicht Migros eine breite Leserschaft.

Ein bewährter Kanal, um direkt mit Kunden ins Gespräch zu kommen, ist die M-Infoline, über die Kunden ihre Meinung zu Produkten oder Anliegen mitteilen können. 2015 zählte die M-Infoline rund 151'300 Kontakte. Kundinnen und Kunden äusserten sich besonders positiv zu den Recyclingsystemen in den Filialen und zeigten Interesse an der Herkunft der Produkte. So wurde zum Beispiel gelobt, dass das Poulet in einigen Annaʼs Best Salaten neu aus Schweizer Produktion stammt.

"Dank Migipedia können Kunden wirklich Einfluss auf Migros nehmen: sei es Kritik, Lob oder eine Idee für ein Produkt. Alles wird angehört, und vieles wurde schon umgesetzt!"

Migipedia Nutzer "Imperator"

Negative Rückmeldungen gab es zum Thema Verpackungsmaterial; insbesondere wurde die Plastikverpackung bei Bio-Früchten und Bio-Gemüse kritisiert. Die Verpackung ist aufgrund der gesetzlich vorgeschriebenen Trennung zwischen konventionellen und Bio-Produkten notwendig. Bezüglich Herkunft bemängelten Kunden u.a., dass Migros nicht alle Produkte – insbesondere Früchte und Fleisch – aus der Schweiz bezieht.

Ein reger Austausch findet auch über Social Media wie Facebook und Twitter statt. 2015 wurde u.a. intensiv über gluten- und laktosefreie sowie vegetarische und vegane Produkte gesprochen. Mit Migipedia bietet Migros ihren Konsumenten die Möglichkeit, das Sortiment mitzugestalten: Migipedia-Nutzer können auf der Plattform Produkte bewerten und neue vorschlagen.

Seit der Gründung von Migipedia 2010 haben Kundinnen und Kunden über fünfzig Produkte mit entwickelt oder Produktverbesserungen vorgeschlagen. Im Berichtsjahr gestalteten die Nutzer etwa einen Muffin mit Marroni-Geschmack und einen Sirup in der Geschmacksrichtung Chai mit. Aufgrund zahlreicher Kundenrückmeldungen hat Migros eine Rezepturänderung bei der Gemüsebouillon Bon Chef rückgängig gemacht und führt nun wieder die ursprüngliche Rezeptur im Sortiment.

Auch die M-Industrie steht in regelmässigem Austausch mit ihren Geschäftskunden. So erstellt sie zum Geschäftsjahr 2015 erstmals einen eigenen Nachhaltigkeitsbericht (erscheint im Juni 2016), der ihr vielfältiges Engagement zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele zeigt.

Mitarbeitende

Die Migros-Gruppe beschäftigt im In- und Ausland insgesamt 100'373 Mitarbeitende. In der Schweiz profitieren 64.1% der 87'383 Mitarbeitenden von fortschrittlichen und vorbildlichen Arbeitsbedingungen, welche in den drei Gesamtarbeitsverträgen "L-GAV Migros", "GAV in globo" sowie "GAV Travel" festgehalten sind.

Im Berichtsjahr bildete Migros 3'700 Lernende in über fünfzig verschiedenen Berufen in 39 Unternehmen in den Bereichen Detailhandel, Industrie, Logistik und Dienstleistungen aus.

"Ich nehme an den Entscheidungen des Gremiums teil und trage dazu bei, die Anliegen der Mitarbeitenden und jene des Unternehmens in Einklang zu bringen."

Patrick Avanthay, Mitarbeiter-Vertreter

Migros betreibt ein systematisches Betriebliches Gesundheitsmanagement. Eine grosse Anzahl Unternehmen erlangte hierfür die Auszeichnung "Friendly Work Space". Das Label wird Unternehmen verliehen, die sich erfolgreich für ein gesundes Arbeitsumfeld und gesunde Mitarbeitende einsetzen.

Die Verwaltung MGB ist das zentrale Steuerungsorgan der Migros-Gruppe. Die Anliegen der Mitarbeitenden werden in diesem Gremium durch zwei Arbeitnehmervertreter eingebracht.

Genossenschafterinnen & Genossenschafter

"Auch in wirt­schaft­lich schwieri­gen Zei­ten setzt sich Migros für Umwelt­schutz und Kul­tur ein, bleibt ihrer sozialen Ver­ant­wort­ung treu – ganz im Sinne Dutt­weilers."

Ines Wolfisberg, Delegierte Migros Genf

Mit der Umwandlung von Migros in eine Genossenschaft bewies Gottlieb Duttweiler 1941 Pioniergeist. Als Genossenschaft muss Migros nicht den Interessen von Investoren nachkommen, sondern hat sich einem gesellschaftlich verträglichen Wachstum zum Wohle aller verpflichtet.

Ende 2015 zählte Migros über 2 Mio. Genossenschafterinnen und Genossenschafter in den zehn regionalen Genossenschaften. Diese sind zu gleichen Teilen Miteigentümer ihrer regionalen Genossenschaft. In der jährlichen Urabstimmung befinden die Mitglieder über die Abnahme der Jahresrechnung, die Verwendung des Bilanzgewinns und die Entlastung der Organe. Alle vier Jahre erfolgt die Wahl der statutarischen Organe. Über die Eigenmedien und die Genossenschaftsräte werden die Mitglieder regelmässig über Aktuelles in ihren Regionen informiert.

Geschäftspartner

"Wir machen den Fisch­ern klar, dass wir alle nur ge­winnen kön­nen, wenn wir das Meer schützen und die natür­lichen Res­sourcen schonen."

Sinforiano de Mendieta, spanischer Unternehmer & Partner von Migros

Neben hohen Qualitäts- und Sicherheitsstandards ist es Migros wichtig, dass ihre Produkte unter sozialverträglichen, sicheren Arbeitsbedingungen produziert werden und aus ökologisch nachhaltigen Quellen stammen. In enger Zusammenarbeit mit den Lieferanten und Herstellern im In- und Ausland arbeitet sie daran, diese Anforderungen umzusetzen.

So engagiert sie sich etwa in verschiedenen Gremien für die Weiterentwicklung von Sozialstandards und erarbeitet gemeinsam mit Lieferanten Lösungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen vor Ort. Im Berichtsjahr wurde der Verhaltenskodex der Business Social Compliance Initiative (BSCI) unter Mitwirkung von Migros-Fachpersonen überarbeitet.

Daneben arbeitet Migros mit zahlreichen Verbänden zusammen. So hat sie in Partnerschaft mit dem Marine Stewardship Council (MSC) Sardellenfischer in Spanien unterstützt, die Richtlinien von MSC für nachhaltigen Fischfang umzusetzen. In der Schweiz kooperiert sie seit 2008 im Rahmen des TerraSuisse-Labels partnerschaftlich mit der IP-Suisse, der Vereinigung der integriert produzierenden Bäuerinnen und Bauern.

Politik

Den Dialog mit der Politik führt Migros auf verschiedenen Ebenen, insbesondere zu Wirtschafts-, Landwirtschafts-, Konsum-, Umwelt- und Ernährungsthemen. Sie vertritt die Interessen des Unternehmens sowie der Konsumentinnen und Konsumenten gegenüber Behörden, Parteien und Organisationen. Im direkten politischen Diskurs bringt sie ihre Anliegen und ihr Wissen ein.

"Die Angestellten machen unsere Wirtschaft aus. Faire Arbeitsbedingungen und gute Ausbildungsmöglichkeiten sind zentral und auch im Interesse der Unternehmen."

Bundesrätin Simonetta Sommaruga beim Besuch der Micarna

Aufgrund der Aufhebung des Euro-Mindestkurses der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vergrösserte sich 2015 die Preisdifferenz zu den Euroländern. Zudem nahm der Einkaufstourismus spürbar zu, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche litt. Vor diesem Hintergrund setzte sich Migros für bessere Rahmenbedingungen und konstruktive Lösungen ein wie eine praktikable Lebensmittelverordnung und den Abbau von preistreibenden Handelshemmnissen. Gleichzeitig wandte sie sich gegen neue Schweizer Spezialvorschriften, höhere Steuern und Abgaben. Ausserdem machte sie sich stark für kundenfreundlichere Ladenöffnungszeiten. Zentral ist aus Sicht von Migros auch eine wettbewerbs- und öffnungsfähige Schweizer Landwirtschaft.

Zusammen mit der IG Detailhandel Schweiz (IG DHS) unterstützte Migros die Revision des Umweltschutzgesetzes, einen indirekten Gegenvorschlag zur Volksinitiative "Grüne Wirtschaft", den das Eidgenössische Parlament jedoch ablehnte. Zudem nahm Migros Stellung zur Verfassungsbestimmung für ein Klima- und Energielenkungssystem, dem sie grundsätzlich positiv gegenüber steht.

Nichtregierungsorganisationen

Migros steht mit zahlreichen Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in regelmässigem Austausch. Ihr Ziel ist es, einen konstruktiven Dialog zu führen, frühzeitig zu erkennen, welche Themen die Organisationen beschäftigen und Ideen aufzunehmen.

Zudem arbeitet Migros projekt- und themenbezogen mit NGOs zusammen, so mit dem Schweizer Tierschutz (STS) im Rahmen der Umsetzung der Schweizer Tierwohl-Standards im Ausland. Der STS unterstützt das Unternehmen mit seinem Fachwissen und begutachtet die ausländischen Betriebe vor Ort. 2015 konnte der Schweizer Tierwohl-Standard bei rund 36 Geflügelbetrieben in Ungarn und Deutschland eingeführt werden.

"Was wir beim Besuch der Migros-Partnerunternehmen in Ungarn gesehen haben, ist ein wertvoller Beitrag zur Verbesserung des Tierwohls im Ausland."

Mira Gelehrter, Tierärztin beim Schweizer Tierschutz (STS)

Im Rahmen ihrer strategischen Partnerschaft unterstützte Migros zudem die Kinder- und Jugendprojekte des WWF. Ein weiterer Fokus lag auf dem Austausch über die Beschaffung nachhaltiger Rohstoffe und Produkte sowie auf dem Klimaschutz. Migros hat ihr Generation M-Versprechen erfüllt, bis 2015 mindestens 1'000 Mitarbeitende für einen WWF-Natureinsatz zu gewinnen. Zwischen 2011 und 2015 nahmen 1'034 Angestellte an einem Natureinsatz teil und pflegten wertvolle Landschaften in Biodiversitäts-Hotspots, d.h. in Regionen, welche eine grosse Zahl an endemischen Pflanzen- und Tierarten beherbergen und deren Natur in besonderem Masse bedroht ist.

Hauptthema in den Gesprächen mit Greenpeace waren eine umwelt- und sozialverträgliche sowie rückverfolgbare Textil-Produktion. Dabei wurden unter anderem die Anforderungen des Eco-Labels diskutiert, das Migros 1996 entwickelt hat.

Danièle Gosteli Hauser, Verantwortliche für Ökonomie und Menschenrechte bei Amnesty International Schweiz, sprach am internen Migros-Nachhaltigkeits-Gipfel vor etwa 150 Teilnehmenden zur geplanten Konzernverantwortungsinitiative. Diese möchte bestehende Initiativen wie z.B. die Business Social Compliance Initiative (BSCI) ergänzen.

Medienschaffende

Als grösste Detailhändlerin der Schweiz ist Migros eine gefragte Gesprächspartnerin für die Medien. Im Berichtsjahr gelangten rund 2'200 Anfragen von Medienschaffenden an die Medienstelle des Migros-Genossenschafts-Bundes (MGB).

In den meisten Fällen wurde die Stelle zu Themen wie vegetarische/vegane Ernährung, Allergien und Intoleranzen, Foodwaste oder Tierwohl angefragt. Auch zur Tagesaktualität wurde Migros um Informationen und Stellungnahmen gebeten, beispielsweise zum Wirkstoff Glyphosat in Pflanzenschutzmitteln, zur Aufhebung des Euro-Mindestkurses oder zu strategischen Entscheiden der Geschäftsleitung.

Migros suchte selbst regelmässig den Dialog mit den Medienschaffenden. An der Bilanzmedienkonferenz gab sie ihr Jahresergebnis bekannt und informierte über die Marketing-Initiative "Von uns. Von hier". Die M-Industrie kommunizierte ihr Ergebnis im Rahmen eines jährlichen Medienfrühstücks, an dem sie auch ihre Nachhaltigkeitsstrategie vorstellte.

Wissenschaft

Migros entwickelt ihre Produkte und Herstellverfahren kontinuierlich weiter. Gleichzeitig fördert sie die wissenschaftliche Forschung. Die Spezialisten aus den einzelnen Fachbereichen stehen dafür in engem Austausch mit Universitäten, Fachhochschulen und anderen Forschungseinrichtungen. Ziel ist es, Rohstoffe und Lebensmittel besser zu machen und die Verarbeitungsverfahren weiterzuentwickeln.

"Die Welt kann mit dem aktuellen Ernährungs­mix künftig nicht mehr ver­sorgt werden. Deshalb erforschen wir die Nahrungs­mittel­sicherung auf globaler Ebene."

Prof. Alexander Mathys, Lehr­stuhl Sustainable Food Processing, ETH Zürich

Im Berichtsjahr liefen verschiedene Projekte mit Forschungspartnern wie dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) oder Agroscope. So gelang es beispielsweise, alternative Schädlingsbekämpfungsmethoden gegen den Rapsglanzkäfer zu entwickeln, einen der häufigsten Schädlinge im Rapsanbau.

Saviva und die Hotelfachschule Lausanne (Ecole hôtelière de Lausanne – EHL) haben 2015 ein auf drei Jahre angelegtes Partnerschaftsabkommen unterzeichnet. Im Rahmen der Vereinbarung wurde der Lehrstuhl Food & Beverage Saviva eingeführt, der sich mit Forschungsprojekten für Innovation und nachhaltige Entwicklung in der Gastronomie befasst.

Ebenfalls seit 2015 unterstützen die Unternehmen der M-Industrie eine ETH-Professur für Sustainable Food Processing. Die neu eingerichtete Assistenzprofessur erforscht die Entwicklung neuartiger Verfahren, damit die Produktion von Lebensmitteln umweltverträglicher und nachhaltiger wird. Sie widmet sich dem gesamten Produktionszyklus, vom Molekül bis zum verkaufsfertigen Lebensmittel.

Migros erhält regelmässig Anfragen von Studenten, die sich im Rahmen ihres Studiums für das Unternehmen interessieren. Im Berichtsjahr wurde erstmals der Migros Umweltpreis vergeben. Mit dem Preis werden Bachelor- und Masterarbeiten gefördert, die sich mit Umwelt- und Klimathemen in der Wertschöpfungskette beschäftigen und zu innovativen und praktischen Lösungen führen.

Migros im Dialog (pdf, 64.96 KB)