Anbau & Rohstoffe

Migros engagiert sich für die ressourcenschonende Gewinnung von Rohstoffen und soziale Arbeitsbedingungen entlang der Lieferkette. 2015 hat sie mehr Produkte aus fairem Handel angeboten und den Schweizer Tierwohlstandard in weiteren Ländern umgesetzt.

Migros möchte Rohstoffe verwenden, die mit Respekt vor Mensch, Tier und Umwelt gewonnen und fair gehandelt werden. Neben dem Genossenschaftlichen Detailhandel setzen alle Unternehmen der Migros-Gruppe die Basisanforderungen für Lieferanten und Sortiment schrittweise um. Die Lieferketten von Migros erstrecken sich um den gesamten Erdball. Um sicher zu stellen, dass die Erzeuger von Rohstoffen für ihre Waren einen angemessenen Preis erhalten, setzt Migros sich gemeinsam mit Partnern für faire Produktionsbedingungen ein.

Schutz der Böden

Ob es sich um den Anbau von Kartoffeln in der Schweiz, Baumwolle in Indien, Bananen in Kolumbien oder Reis in Thailand handelt: Die Pflanzen benötigen einen intakten Boden, um optimal zu gedeihen. Der biologische Landbau nutzt möglichst naturschonende Produktionsmethoden und berücksichtigt Erkenntnisse aus der Ökologie. Dies trägt auch dazu bei, die Biodiversität zu erhalten. Bio-Landwirte verzichten weitgehend auf den Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln und Mineraldünger, wie sie zum Teil in der konventionellen Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Migros führt rund 3'000 Produkte aus biologischem Anbau im Sortiment. Das Angebot umfasst Produkte mit den Labels Migros Bio, Migros Bio Cotton, Migros Bio Garden und Drittmarken wie Alnatura, Hipp oder Yogi Tea.

TerraSuisse: für eine naturnahe Schweizer Landwirtschaft Das Migros-eigene Label TerraSuisse zeichnet Produkte aus, die ausschliesslich aus einer nachhaltigen Schweizer Landwirtschaft stammen. Mit einem Umsatz von CHF 713.6 Mio. ist TerraSuisse das umsatzstärkste nachhaltige Label von Migros.

TerraSuisse wurde in Partnerschaft mit der Schweizerischen Vogelwarte Sempach und der Vereinigung der integriert produzierenden Landwirte der Schweiz (IP-Suisse) ins Leben gerufen. Migros setzt sich damit aktiv für eine naturnahe, tierfreundliche Schweizer Landwirtschaft ein. 2014 entschied IP-Suisse, komplett auf bienenkritische Wirkstoffe zu verzichten. Seit 2015 setzen die Bauern keine der von Greenpeace als bienenkritisch eingestuften Wirkstoffe mehr ein. Ein Grossteil der kritischen Wirkstoffe waren bereits seit mehreren Jahren für IP-Suisse-Landwirte verboten.

Agroscope, das Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung, untersuchte im Berichtsjahr für IP-Suisse und mit Unterstützung von Migros mögliche Massnahmen für den Klimaschutz. Zudem erarbeitete es verschiedene Massnahmen zur Reduktion von Treibhausgas-Emissionen auf Landwirtschaftsbetrieben. Dazu zählen etwa Einsatz und Art der Düngung, spezielle Fruchtfolgen oder die Art der Bodenbearbeitung. Ziel ist es, ein IP-Suisse Punktesystem für den Bereich Klimaschutz in der Schweizer Landwirtschaft zu etablieren, analog zu den bestehenden Biodiversitätskriterien. 2016 wird auf Pilotbetrieben getestet, ob die Massnahmen in der Praxis umsetzbar sind. Es ist vorgesehen, das Punktesystem 2018 auf allen IP-Suisse-Betrieben zu implementieren.

Bananen aus WWF-Modellprojekt Die Genossenschaft Migros Ostschweiz führte 2015 Bananen aus einem WWF-Modellprojekt ein, das sich für umwelt- und sozialverträglichere Produktionsbedingungen im konventionellen Bananenanbau in Kolumbien und Ecuador einsetzt.

Die Anforderungen des Standards umfassen über 300 Massnahmen. Dazu zählen ein reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, der Schutz der Artenvielfalt, der sparsame Einsatz von Wasser sowie der verantwortungsvolle Umgang mit Abwasser und Abfall. Weiter verbessern die Farmen in Kolumbien und Ecuador die Arbeitsbedingungen und erweitern den Gesundheitsschutz für die Angestellten. WWF-Experten beraten die Betriebe bei der Umsetzung der Massnahmen, die durch unangekündigte Audits von unabhängigen Prüfstellen kontrolliert wird. Der Transport der Bananen in die Schweiz erfolgt in Mehrweggebinden aus Kunststoff und verursacht im Vergleich zu Bananenkisten aus Karton dreimal weniger CO2.

Salat aus Hydrokulturen 2015 wurde der Grundstein eines Gewächshauses für eine neuartige Salatproduktion gelegt. In Zusammenarbeit mit der Trachsel AG in Oftringen (AG) wird es Migros zukünftig möglich sein, ganzjährig Salat in nachhaltiger Produktion zu erzeugen.

Auf der Fläche von einer Hektare können pro Jahr rund 2 Mio. Salatköpfe produziert werden; im Freilandbau wären rund 8 Hektaren nötig. Im Vergleich zu den in der Schweiz üblichen Salatanbauverfahren weist die Anlage ganzjährig deutliche Umweltvorteile auf. Die Hydrokultur benötigt im Vergleich zum Freilandbau im Sommer 71%, im Winter 62% weniger Wasser. Durch eine gezieltere Bewässerung reduziert sich zudem der Einsatz von Nährstoffen wesentlich.

Forschungsprojekte Im Berichtsjahr hat Migros verschiedene Forschungsprojekte mit dem Ziel einer nachhaltigeren Landwirtschaft initiiert. Ein Schwerpunkt lag auf der Erforschung von alternativen Bekämpfungsmethoden des Rapsglanzkäfers im Biolandbau.

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) forschte an verschiedenen Duftstoffen zur Schädlingsregulierung. Agroscope untersuchte entomopathogene Pilze zur Bekämpfung des Rapsglanzkäfers. Die Genossenschaft Biofarm informierte die Raps-Produzenten laufend über optimierte Anbautechniken und brachte damit die Ergebnisse aus den beiden Forschungsprojekten in die Praxis ein. 

Bereits seit 2014 erforscht Agroscope mit Unterstützung von Migros, welche Indikatoren relevant sind für eine umfassende, ganzheitliche Nachhaltigkeitsbewertung von Landwirtschaftsbetrieben in der Schweiz. Ökologische, soziale und wirtschaftliche Faktoren werden dabei gleich gewichtet. 2015 wurde das relevante Indikatorenset finalisiert. Im laufenden Jahr testen Pilotbetriebe die Beurteilungssystematik und die Erfassungsmethoden in der Praxis.

Schutz der Wälder

Gemäss dem WWF sind die Waldbestände in zahlreichen Regionen der Welt durch Übernutzung und Zerstörung bedroht, so etwa die Tropenwälder in Indonesien und weiteren Gebieten Südostasiens. Ein Grund dafür: die gezielte Rodung, unter anderem für den nicht nachhaltigen und nicht zertifizierten Anbau von Palmöl und Soja. Als Gründungsmitglied des Roundtable on Sustainable Palmoil (RSPO) engagiert sich Migros seit 2004 für den Anbau von nachhaltigem Palmöl. Zudem fördert sie die Versorgung mit Soja aus europäischer Produktion und sucht aktiv nach alternativen Proteinquellen als Ergänzung zu Soja in der Nutztierfütterung.

Palmöl und Soja aus nachhaltigen Quellen 2015 haben die Unternehmen der M-Industrie knapp 98% ihres Gesamtverbrauchs im Lebensmittelbereich als physisch nachhaltiges Palmöl (Logistikvariante "Segregated") von RSPO-zertifizierten Plantagen bezogen.

Bei den verbleibenden 2% handelt es sich um Kleinstmengen in zugekauften Halbfabrikaten. Migros prüft, ob eine Umstellung dieser Kleinstmengen künftig möglich ist. Damit hat Migros ihr Versprechen eingelöst, bis Ende 2015 in der M-Industrie nur noch Palmöl aus nachhaltigem Anbau zu verwenden.

Bis Ende 2017 müssen alle Drittlieferanten von Lebensmitteln 100% physisch nachhaltiges Palmöl nutzen.

Auch Drittlieferanten, die Palmöl in verarbeiteten Produkten an Migros liefern, sind aufgefordert, auf physisch nachhaltiges Palmöl umzustellen. Bis Ende 2017 müssen alle Lieferanten 100% physisch nachhaltiges Palmöl (RSPO-Logistikvariante "Segregated") nutzen. Mit dieser Forderung setzt Migros ein wichtiges Signal in der Branche und unterstreicht, dass sie das Thema Palmöl ernst nimmt.

Parallel prüft Migros, im Lebensmittelbereich Palmöl durch andere pflanzliche Öle zu ersetzen. Mit der Eigenindustrie und Drittlieferanten prüft sie Rezepturumstellungen, in denen anstelle des Palmöls andere pflanzliche Öle wie zum Beispiel Rapsöl zum Einsatz kommen. 2015 hat sie 37 Produkte umformuliert; darunter Suppen, Saucen und Fertiggerichte.

Als Mitglied des Roundtable on Responsible Soy (RTRS) sowie als Gründungsmitglied und Vorsitzende des Soja Netzwerks Schweiz setzt Migros sich für die verantwortungsvolle Produktion von Soja ein. Im Berichtsjahr war es Ziel des Netzwerks, die mindestens 90% Marktabdeckung von importiertem Futtermittel zu halten, die den vom Sojanetzwerk Schweiz anerkannten Standards entsprechen. Mit einer Abdeckung von 94% wurde das Ziel übertroffen. Im laufenden Jahr ist die Gründung eines Vereins geplant, der die verantwortungsbewusste Produktion von Soja weiter fördert und die Öffentlichkeit bezüglich Sojaanbau sensibilisiert.

Seit 2015 setzt die Micarna AG bei der Tierfutterherstellung für die Geflügel-Marke Optigal ausschliesslich auf Donau-Soja aus europäischer Produktion. Dies ermöglicht ihr die umfassende Transparenz über Herkunft, Qualität und Produktionsverfahren. Zusätzlich verkürzen sich die Transportwege im Vergleich zur bisherigen Soja, die grösstenteils aus Brasilien bezogen wurde. Die Verringerung der Umweltemissionen aufgrund der Umstellung wurde in einer von Agroscope durchgeführten Ökobilanz bestätigt. Die Poulet-Produktion der Marke Optigal ist das klimaschonendste Geflügelmastsystem. Es schneidet auch bezüglich Ressourceneffizienz und Nährstoffmanagement besser ab als andere untersuchte Systeme.

Holz aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft Ende 2015 stammten 79.4% aller Holz- und Papierprodukte im Genossenschaftlichen Detailhandel aus nachhaltigen Quellen (FSC oder Recycling).

Damit hat Migros das Versprechen eingelöst, dass bis 2015 drei Viertel der Holz- und Papierprodukte nachhaltigen Richtlinien entsprechen. 

Bei den Handelsunternehmen Gries Deco Company, Interio und Micasa stammten insgesamt 24% der Produkte, die Holz enthalten, aus nachhaltigen Quellen. Das von den Industriebetrieben eingesetzte Verpackungsmaterial mit Anteilen von Papier oder Karton, kam zu 87.5% aus nachhaltigen Quellen.

Schutz der Meere

Der Fischkonsum nimmt weltweit zu, mit negativen Folgen für die Ozeane: Laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) sind knapp ein Drittel der Fischbestände überfischt, 61% sind bis an die Grenzen befischt. Als Mitglied der WWF Seafood Group nimmt Migros die Überfischung der Meere ernst und baut ihr Angebot an Fischprodukten aus nachhaltigen Quellen stetig aus.

Der Genossenschaftliche Detailhandel hat sich zum Ziel gesetzt, bis Ende 2020 nur noch Fische und Meeresfrüchte anzubieten, die entweder ein Nachhaltigkeitslabel tragen oder vom WWF als empfehlenswert oder akzeptabel eingestuft werden.

Mit dem Ziel ist Migros auf Kurs: Seit 2014 bietet sie als erste Schweizer Detailhändlerin im Offenverkauf nur noch Fischsorten an, die der WWF als "empfehlenswert" oder "akzeptabel" einstuft. Im Gesamtsortiment stammten Ende des Berichtsjahres 99% aus nachhaltigen Quellen. Zudem erweiterte Migros das Angebot an zertifizierten Produkten. So wurden 2015 diverse Rauchlachs-Artikel auf ASC umgestellt und ASC-zertifizierte Crevetten im Frische- und Tiefkühl-Bereich eingeführt. An der bedienten Theke bietet Migros neu Rotbarsch und Hummer in MSC-Qualität an. Im Convenience-Bereich wurden Anna’s Best Pizza Tonno und Anna’s Best Thoncanapé auf MSC umgestellt.

Auch die Handelsunternehmen der Migros-Gruppe und die Eigenindustrie haben sich zum Ziel gesetzt, keinen Fisch mehr im Sortiment zu führen, der vom WWF als "Hände weg" eingestuft wird. Die Auslistung gefährdeter oder überfischter Arten ist Teil der Basisanforderungen von Migros. Ende 2015 waren 99.6% dieser Arten ausgelistet oder auf Alternativen umgestellt.

In der Migros-Gruppe betrug der Sortimentsanteil an MSC-zertifizierten Produkten bei Fisch aus Wildfang 59%, der Anteil ASC-zertifizierter Produkte bei Zuchtfisch lag bei 18%. Besonders erfreulich entwickelte sich das Sortiment von Denner: 60% des Fischsortiments aus Wildfang waren MSC-zertifiziert und 32% des Zuchtfisch-Sortiments trugen das ASC-Label.

Enge Zusammenarbeit mit Lieferanten Im Rahmen der Umstellung auf nachhaltige Quellen arbeitet Migros eng mit ihren Lieferanten zusammen und unterstützt Projekte für nachhaltige Zucht und nachhaltigen Fischfang.

So etablierte die Micarna AG 2014 eine Partnerschaft mit einem irischen Betrieb, der Flussbarsche (Eglis) auf verantwortungsvolle Weise züchtet. Dadurch ist es für Micarna möglich, saisonunabhängig Eglis zu erbrüten und sie ganzjährig zu liefern. 2015 überführte Micarna einen Grossteil der in der Zwischenzeit erworbenen Fische von Irland nach Deutschland. Aus logistischen und kostentechnischen Gründen sollen die Fische in Zukunft in Deutschland gezüchtet und in der Schweiz gemästet werden. Im Berichtsjahr hat Migros über 14t frische Egli-Filets aus dem Zuchtbetrieb verkauft.

Als erste Händlerin weltweit verkauft Migros seit 2015 kantabrische Sardellen, die nach dem Standard des Marine Stewardship Council (MSC) gefangen wurden. In enger Zusammenarbeit mit MSC und dem Geschäftspartner in der Schweiz hat Migros die spanische Sardellenfischerei während über zwei Jahren aktiv dabei unterstützt, auf nachhaltigen Fischfang umzustellen. Durch den Schutz der Fischbestände profitieren auch die Fischer. Sie sichern langfristig ihre Einkommensgrundlage und erhalten für den nach MSC-Standard gefangenen Fisch einen besseren Preis.

Neben den Sardellen hat Migros im Berichtsjahr auch die Actilife Fischöl- und Krillölkapseln und den Alaskalachs auf MSC umgestellt. Der Mimare Gelbflossenthunfisch in der Dose ist neu ebenfalls in MSC-Qualität verfügbar.

Sozialverträglicher Anbau

Viele Rohstoffe wie Kaffee, Tee und Kakao, aber auch Früchte und Gemüse, Nüsse und Reis importiert Migros aus Ländern des Südens. Die zahlreichen Kleinbauern in diesen Ländern haben oftmals keine Möglichkeit, ihre Waren zu angemessenen Preisen auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Um soziale und faire Arbeitsbedingungen vor Ort sowie einen nachhaltigen Anbau sicher zu stellen, setzt Migros auf die Labels Fairtrade Max Havelaar und UTZ.

Fairtrade Max Havelaar: physisch rückverfolgbarer Orangensaft Gemeinsam mit der Bischofszell Nahrungsmittel AG hat Migros im Berichtsjahr ihre Fruchtsäfte der Linie Gold sowie M-Classic auf Fairtrade Max Havelaar umgestellt. Dazu arbeitet sie eng mit Kooperativen in den Anbauländern zusammen.

"Migros verringert die Distanz zwischen Produzent und Konsument. Sie ermöglicht den Bauern am Weltmarkt teilzuhaben und gibt ihnen Selbstbewusstsein."

Angélica Rotondaro, Latin America Hub, Uni St. Gallen

Besonders in Brasilien, dem weltweit grössten Produzenten und Exporteur von Orangensaftkonzentrat, verteilt sich die Produktion auf wenige multinationale Grossbetriebe. Kleinproduzenten haben immer weniger Chancen, sich am Weltmarkt zu behaupten. Migros hat sich daher bewusst dafür entschieden, mit Fairtrade-zertifizierten Kleinbauernkooperativen zusammenzuarbeiten. So erhalten die Produzenten vor Ort einen fairen Preis und Migros hat direkten Kontakt zu den Menschen, welche die Produkte herstellen.

Beim Orangensaft aus Brasilien setzt Migros zudem auf physische Rückverfolgbarkeit. Dies ist eine Pionierleistung; bei der üblichen Verarbeitung zu Saft dürfen konventionelle und fair produzierte Früchte gemischt werden. Der so genannte Mengenausgleich findet in erster Linie aufgrund zu kleiner Mengen an Fairtrade Früchten statt: Der Aufwand für die separate Verarbeitung und Abfüllung wäre zu hoch. Dank der direkten Zusammenarbeit mit den Betrieben in Brasilien ist es Migros nun möglich, den Orangensaft physisch rückzuverfolgen.

Fair produzierte Maiskölbchen Seit 2015 bietet Migros als erste Detailhändlerin weltweit Maiskölbchen im Glas mit dem Fairtrade Max-Havelaar-Gütesiegel an. Gemeinsam mit der Max-Havelaar-Stiftung Schweiz hat sie während zwei Jahren ein Pionierprojekt in Südindien begleitet und entwickelt.

Dank dem Projekt verkaufen knapp hundert Kleinbauern neu einen Teil der Maiskölbchen, die sie bis anhin als Futtermittel für ihre Kühe verwendeten. Sie erhalten einen fairen Preis für den Mais und zusätzlich eine Fairtrade-Prämie, die für Projekte wie sanitäre Anlagen in der Dorfschule oder ein fahrendes Spital eingesetzt werden.

Obwohl Migros in den letzten Jahren grossen Wert auf fairen Handel gelegt und zahlreiche Projekte umgesetzt hat, konnte sie ihr Versprechen, das Fairtrade Max-Havelaar-Sortiment bis 2015 um 75% zu erweitern, nicht erfüllen. Erfreulich ist jedoch, dass der Umsatz mit Fairtrade Max-Havelaar-Produkten zwischen 2011 und 2015 um rund 40% auf CHF 113.8 Mio. gestiegen ist. Dies zeigt, dass sich das Engagement von Migros für mehr Fairtrade lohnt und die Kunden das Angebot an fair hergestellten Produkten schätzen.

UTZ-Standard neu auch für Haselnüsse Ursprünglich wurde das Label UTZ für Kaffee, Kakao und Tee entwickelt. In Zusammenarbeit mit UTZ und weiteren Partnern haben Migros und die Delica AG einen neuen Standard für den Haselnussanbau ausgearbeitet. Migros bietet als eine der ersten Detailhändlerinnen weltweit UTZ-zertifizierte Haselnüsse an.

2015 wurden die ersten Haselnussgärten in der Türkei zertifiziert. Rund 2'140 Bauern in neun Farmer-Groups erhielten Schulungen von landwirtschaftlichen Beratern zur guten Agrarpraxis. Sie lernten, wie sie die Haselnusssträucher korrekt zurückschneiden und Pflanzenschutzmittel richtig anwenden. Der Standard umfasst auch Vorgaben zur Entlohnung und Beherbergung von Wanderarbeitern und verlangt ein Betreuungskonzept für deren Kinder.

GlobalGAP GRASP – kontrollierte Arbeitsbedingungen in Europa Ergänzend zum internationalen Standard für Gute Agrarpraxis GlobalGAP legt das Zusatzmodul GRASP (GlobalGAP Risk Assessment on Social Practice) Grundsätze fest für die Arbeitssicherheit, den Gesundheitsschutz und die sozialen Belange von Arbeitern auf Obst- und Gemüseplantagen in Ländern Südeuropas und in Israel.

Bis 2014 verlangte Migros im Genossenschaftlichen Detailhandel von Produzenten aus Italien und den drei spanischen Provinzen Almería, Murcia und Huelva den Nachweis des GlobalGAP GRASP Standards. 2015 hat sie die Umsetzung des Standards zusätzlich auf Produzenten aus den übrigen spanischen Provinzen sowie auf Israel und Griechenland ausgedehnt. Auch für ihre regionalen Lieferanten fordern die Migros-Genossenschaften seit 2015 für landwirtschaftliche Produkte aus Spanien, Italien, Israel und Griechenland den Nachweis von GlobalGAP GRASP.

Die Umsetzung des GRASP-Standards bei Produzenten, die an den Genossenschaftlichen Detailhandel liefern, sieht wie folgt aus:

Prod-S01-T09
Umsetzung GlobalGAP GRASP nach Land Anzahl Produzenten
2014
Anzahl Produzenten 2015 Umsetzungsgrad 2015
in %
Spanien
mit GRASP-Audit 2433 4407 55
ohne GRASP-Audit 1295 3631
Italien
mit GRASP-Audit 250 434 32
ohne GRASP-Audit 664 941
Griechenland 1
mit GRASP-Audit n/a 32 34
ohne GRASP-Audit n/a 62
Israel 1
mit GRASP-Audit n/a 65 24
ohne GRASP-Audit n/a 207
Total
mit GRASP-Audit 2683 4938 50
ohne GRASP-Audit 1959 4841

1 Für Griechenland und Israel liegen erstmals 2015 Daten vor.

Für Nachhaltigkeitsleiter und Leiter der Qualitätssicherung von Eigenindustrie und Handelsunternehmen der Migros-Gruppe fand 2015 eine praxisorientierte Schulung statt zu den Anforderungen von GlobalGAP GRASP und deren Umsetzung. GlobalGAP GRASP ist Teil der Basisanforderungen Lieferanten/Sortiment, die für die ganze Migros-Gruppe gelten und von den Unternehmen schrittweise umgesetzt werden. 42.7% der Früchte- und Gemüseproduzenten von Unternehmen der Migros-Gruppe haben 2015 den GlobalGAP GRASP Standard nachgewiesen. 

Als Mitglied der GRASP-Arbeitsgruppe bei der Organisation GlobalGAP hat Migros im Berichtsjahr wesentlich an der Erarbeitung und Verabschiedung neuer GRASP-Basisdokumente mitgewirkt. Dazu zählen unter anderen eine überarbeitete GRASP Audit-Checkliste, ein vereinfachtes System-Manual und verschiedene nationale Umsetzungsrichtlinien.

Tierwohl

Die Nachfrage nach Fleisch, Milchprodukten und Eiern steigt, gleichzeitig ist den Konsumentinnen und Konsumenten eine artgerechte Tierhaltung zunehmend wichtig. Migros engagiert sich seit vielen Jahren für das Wohl der Tiere: Das Tierwohl ist Teil der Basisanforderungen Lieferanten/Sortiment, die von allen Unternehmen der Migros-Gruppe umgesetzt werden.

Die Basisanforderungen umfassen unter anderem den Import von Kaninchen nach Schweizer Tierwohlstandards und den Verzicht auf Eier aus Käfighaltung. Für letzteres wurde die Migros-Gruppe 2015 von der Tierschutz-Organisation "Compassion in World Farming" mit dem Good Egg Award ausgezeichnet.

Fokus Ausland Bis Ende 2020 möchte Migros im Genossenschaftlichen Detailhandel die hohen Schweizer Tierschutzstandards auch bei allen Produkten aus dem Ausland einführen. 2015 ist sie diesem Ziel ein weiteres Stück näher gekommen.

Gemeinsam mit ihrem Lieferanten in Frankreich und dem Schweizer Tierschutz (STS) hat Migros die Trutenhaltung nach den Vorgaben der Schweizer Tierschutzgesetzgebung angepasst und in einigen Punkten gar übertroffen. So haben die Tiere beispielsweise artgerechte erhöhte Sitzflächen, zudem erhalten die Tiere regelmässig Weideauslauf.

Ebenfalls in Frankreich haben Migros und der STS im Berichtsjahr eng mit einem Lieferanten für Masthühner zusammengearbeitet, um die Tierhaltung dem Schweizer Tierschutzstandard anzupassen. Da bei der Betäubung im Schlachthof noch nicht alle Vorgaben umgesetzt sind, bezieht Migros zurzeit kein Fleisch von diesem Lieferanten. Der STS wird das Personal entsprechend schulen. Eine unangemeldetete Kontrolle im laufenden Jahr wird darüber entschieden, ob der Lieferant künftig Produkte an Migros liefert oder weitere Unterstützung durch den STS notwendig ist.

Migros ist die erste Schweizer Detailhändlerin, die importiertes Schweinefleisch gemäss den Schweizer Tierschutzvorschriften produzieren lässt.

Seit 2015 beliefert der italienische Traditionsbetrieb Beretta Migros mit Wurstwaren aus Schweinefleisch, das nach Schweizer Tierschutzvorschriften produziert wurde. Dafür wurde die Schweinemast in Oberitalien während zwei Jahren umgestaltet. Die Tiere verfügen nun über mehr Platz, längere Futtertröge und Liegebereiche ohne Spaltböden. Migros ist die erste Schweizer Detailhändlerin, die importiertes Schweinefleisch gemäss den Schweizer Tierschutzvorschriften produzieren lässt.

Auch in Zukunft wird Migros die Schweizer Tierschutzvorschriften im Ausland kontinuierlich auf weitere Tiergattungen ausdehnen, so zum Beispiel auf Milchkühe, Wasserbüffel, Legehennen und weitere Masttiere. Einige Vorprojekte laufen bereits.

Ihre konsequente Haltung im Bereich Tierwohl und ihre Anstrengungen zur Einführung der hohen Schweizer Tierschutzstandards bei allen Produkten aus dem Ausland haben sich gelohnt. Beim diesjährigen Rating Business Benchmark on Animal Welfare (BBFAW) konnte sich Migros vom 3. auf den 2. Platz verbessern. BBFAW aus Grossbritannien bewertet Unternehmen weltweit zu ihrem Tierwohlengagement.

Projekte in der Schweiz Gemeinsam mit IP-Suisse und dem Schweizerischen Schafzuchtverband fördert Migros die Haltung von Lämmern auf der Alp. Diese besonders nachhaltige Produktionsart umfasst nicht nur die tiergerechte Haltung und die nachhaltige Fütterung auf freien Alpwiesen; sie trägt auch dazu bei, die sensible alpine Vegetation zu pflegen und fragile Strukturen im Berggebiet zu erhalten.

Neben Lämmern dürfen sich auch Weidegänse den ganzen Tag unter freiem Himmel bewegen. Gemäss den Haltungsvorschriften des Vereins Weidegans.ch steht pro hundert Tiere mindestens eine Hektare Weideland zur Verfügung. Ausserdem haben die Tiere täglich Zugang zu einer Badegelegenheit. Das nachhaltig produzierte Weidegans-Fleisch führt Migros jeweils vor den Weihnachtsfeiertagen im Sortiment.

Pilotprojekte

Anbau & Rohstoffe (pdf, 82.24 KB)